Wirtschaftszweig Vermietung und Verpachtung 2021

Enorme Spreizung zwischen Kleinstfirmen und Konzernen

Der Wirtschaftszweig Vermietung und Verpachtung von Grundstücken, Gebäuden und Wohnungen ist Kern der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft. Wir zeichnen am Beispiel einiger Kennzahlen einen Querschnitt durch das Jahr 2021.

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In der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft bilden Kleinstunternehmer bis zu neun Mitarbeitern das Gros der Akteure. Bild: Gopixa / stock.adobe.com
In der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft bilden Kleinstunternehmer bis zu neun Mitarbeitern das Gros der Akteure. Bild: Gopixa / stock.adobe.com

Gesamtübersicht

Der Wirtschaftszweig Vermietung/Verpachtung umfasste 2021 105.581 Unternehmen mit 329.563 darin tätigen Personen. Es wurde ein Umsatz von 85,6 Milliarden Euro erbracht. Damit lag der Umsatz pro Beschäftigten bei 259.793 Euro. Private Vermieter sind hierin nicht enthalten.

Innerhalb des Zweiges besteht eine starke Differenzierung. Zur Abgrenzung soll dies folgende Übersicht dienen:

  • Kleinstunternehmen bis zu 9 Beschäftigte und bis zu 2 Mill. Euro Umsatz
  • Kleinunternehmen bis 49 Beschäftigte und bis zu 10 Mill. Euro Umsatz
  • Mittlere Unternehmen bis 249 Beschäftigte und bis zu 50 Mill. Euro Umsatz
  • Großunternehmenüber 250 Beschäftigte und über 50 Mill. Euro Umsatz

Der weitaus größte Teil der Unternehmen besteht aus Kleinstunternehmen. Sie erbrachten nur knapp etwas über ein Viertel des Umsatzes mit einem Pro-Kopf-Umsatz von 132.893 Euro.

Der Anteil der Großunternehmen lag bei 0,2 Prozent, absolut 218 Unternehmen. Sie erarbeiteten mit 17,7 Prozent der Beschäftigten einen Umsatz von 25,3 Milliarden Euro oder 433.522 Euro pro Beschäftigten.

Der durchschnittliche Umsatz insgesamt pro Beschäftigten machte 259.793 Euro aus. In den Kleinstunternehmen lag diese Größe nur bei 132.895 Euro (51,1 % des Durchschnitts). Bereits in Kleinunternehmen lag der Pro-Kopf-Umsatz um 22,8 Prozent über dem Durchschnitt.

Den höchsten Pro-Kopf- Umsatz erzielten die Unternehmen mittlerer Größe. Er lag mit 504.778 Euro um 94,3 Prozent über dem Durchschnitt.

Die Großunternehmen hatten mit 433.502 Euro nur einen um 66,9 Prozent über dem Durchschnitt liegenden Pro-Kopf- Umsatz.

Im Umsatz pro Beschäftigten zeigen sich die Auswirkungen der Größenunterschiede und die daraus resultierenden Skaleneffekte sehr deutlich.

Die durchschnittliche Beschäftigtenzahl pro Unternehmen lag bei 3,12. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppen sind jedoch gewaltig. In Kleinstunternehmen sind im Durchschnitt nur 1,79 Beschäftigte tätig und in Großunternehmen 268.

Tabelle 1 enthält die Gesamtübersicht.

Leistungsgrößen

Als Leistungsgrößen werden ausgewiesen:

  • Umsatz pro tätige Person
  • Bruttowertschöpfung zu Faktorkosten pro tätige Person
  • Bruttobetriebsüberschuss pro tätige Person

Die Bruttowertschöpfung zu Faktorkosten wird ermittelt, indem vom Produktionswert die Vorleistungen abgezogen werden. Die Bewertung erfolgt zu Herstellungspreisen (ohne Gütersteuern, aber einschließlich Gütersubventionen).

Insgesamt lag die Bruttowertschöpfung pro tätiger Person bei 165.174 Euro. Den höchsten Wert erreichten die Unternehmen mittlerer Größe mit 318.404 Euro, um 92,8 Prozent über dem Durchschnitt liegend, währen in den Kleinstunternehmen nur 99.121 Euro, 60 Prozent des Durchschnitts erreicht wurden.

Der Bruttobetriebsüberschuss ist der durch die betriebliche Tätigkeit geschaffene Überschuss nach der Vergütung des Produktionsfaktors Arbeit und machte insgesamt 140.57 Euro pro Beschäftigtem aus. Er enthält einen kalkulatorischen Unternehmerlohn und das Entgelt für das eingesetzte eigene und fremde Sach- und Geldkapital (Übersicht in Tabelle 2).

Investitionstätigkeit

Sie ist Grundlage der Erhaltung und Erweiterung des Bestandes an Sachanlagen und sichert die Wettbewerbsfähigkeit. Allerdings realisierte 2021 nur ein Teil der Unternehmen Investitionen. Insgesamt waren es nur 27,2 Prozent oder 28.753 Unternehmen. Es wurden nur die aktivierten Investitionen ausgewiesen.

Bei Kleinstunternehmen war es ein knappes Viertel, bei Kleinunternehmen zwei Drittel und bei mittleren Unternehmen über 90 Prozent. Erstaunlicher Weise investierten nur zwei Drittel der Großunternehmen.

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Die Bruttoinvestitionen machten insgesamt 68 Milliarden Euro aus.

Das waren 206.350 Euro pro Beschäftigtem. In den investierenden Unternehmen waren diese natürlich höher, so dass ein verzerrtes Bild entsteht.

Den höchsten Anteil an den Investitionen hatten die Kleinstunternehmen, den geringsten die Großunternehmen. In ersteren wurden 119.388 Euro pro Beschäftigtem investiert, in den Großunternehmen waren es 189.950 Euro (Übersicht in Tabelle 3).

Personalaufwand und Wareneinkauf

An dieser Stelle wird nur auf den Personalaufwand sowie den Kauf von Waren und Dienstleistungen eingegangen.

Der Personalaufwand pro tätiger Person ist in Kleinstunternehmen äußerst niedrig. Die Ursache liegt im hohen Anteil von Teilzeitbeschäftigten, der mit wachsender Unternehmensgröße zurückgeht.

Die Relation des Kaufs von Waren und Dienstleistungen zum Umsatz wächst mit steigender Unternehmensgröße. Das resultiert daraus, dass mit wachsender Unternehmensgröße zusätzliche Leistungen erworben, Leistungen aber auch ausgelagert werden oder von vornherein einen höheren Umfang haben. Auf jeden Fall spiegelt sich das auch in einem höheren Pro-Kopf-Umsatz wider (Tabelle 4).

Fazit

Charakteristisch für den Wirtschaftszweig Vermietung/Verpachtung ist seine äußerst breite Differenzierung. Trotz der Überzahl von Kleinstunternehmen bestimmt aber das Gewicht der größeren Unternehmen das Niveau aller wesentlichen Kennzahlen. Diese Unternehmen sind in der Lage ihre Arbeitsprozesse und Kooperationsbeziehungen rationeller zu organisieren und ihre Belange wirksamer zu vertreten. Es werden also Skaleneffekte generiert.

Als besonders leistungsfähig erscheinen Unternehmen mittlerer Größenordnung. Die erheblichen Unterschiede innerhalb des Zweiges, zeigen aber auch, dass bei Bewertungen und Beurteilungen, Regelungen und Maßnahmen die Beachtung der Unternehmensgröße angebracht ist.

Dr. Wolfgang Lange

Dr. Wolfgang Lange
Dipl.-Ökonom, freier Autor
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Artikel Enorme Spreizung zwischen Kleinstfirmen und Konzernen
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