Heizen, Warmwasser, Lüften

Kraftwerk in der Küchenzeile

Für die Dekarbonisierung älterer Mehrparteienhäuser muss nicht immer eine zentrale Wärmepumpe eingesetzt werden. Je nach Objekt kann es sinnvoll sein, in jeder Wohnung eine Wärmepumpe arbeiten zu lassen.

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Das Prinzip: Pro Wohneinheit wird eine modulare Wärmepumpe eingesetzt, die jeweils an den Quellenpufferspeicher angeschlossen ist. In der zentralen Einheit sind Wasserspeicher, Wärmepumpe und Lüftungsgerät übereinander „gestapelt". Bild: Remko
Das Prinzip: Pro Wohneinheit wird eine modulare Wärmepumpe eingesetzt, die jeweils an den Quellenpufferspeicher angeschlossen ist. In der zentralen Einheit sind Wasserspeicher, Wärmepumpe und Lüftungsgerät übereinander „gestapelt". Bild: Remko

Das Unternehmen REMKO hat mit der MWL eine modulare Wärmepumpe entwickelt, die genau in dieses Anforderungsprofil von Mehrfamilienhäusern passt. Empfehlenswert ist das innovative System für Wohnungen bis etwa 90 Quadratmeter. Das korrespondiert mit der durchschnittlichen Wohnungsgröße in Mehrparteienhäusern, die mit 76,6 Quadratmeter angegeben wird. Solange die Wohnungsheizlast unterhalb von vier Kilowatt liegt, sind auch größere Wohnungen möglich. So lassen sich mit der Wärmepumpe Sanierungen im Bestand vielfach erfolgreich umsetzen.

Das funktioniert so: Pro Wohneinheit wird eine MWL eingesetzt, die an einen gemeinsamen Quellenpufferspeicher angeschlossen ist. Mit der konstant gelieferten Grundtemperatur von 20 Grad Celsius aus dem Puffer erwärmt die Wärmepumpe das Umlaufwasser in der Wohneinheit auf die erforderlichen Werte für Heizung und Brauchwasser. Abhängig von der Größe eines Objekts lassen sich verschiedene Wärmequellen einbinden, um den Quellenpufferspeicher zu temperieren. Sinnvollerweise sind dies auch Wärmepumpen, wobei sich die Auslegung an der erforderlichen Heizlast orientiert. Das System ist offen für weitere Zulieferer, daher wird es als Multi-Source bezeichnet. Infrage kommen Photovoltaik, Solarthermie, Blockheizkraftwerk oder Nah- und Fernwärmenetze. Alle Wärmequellen beliefern den zentralen Pufferspeicher.

In der Kombination von Wärmepumpen – die MWL plus Quelle – liegt ein entscheidender Vorteil: Das Gesamtsystem weist praktisch keine kostenrelevanten Abstrahlverluste auf. Auch wird ein Überhitzen von Schächten und Durchgangsräumen verhindert. Alle Wärmepumpen arbeiten jeweils im energetisch optimalen und vor allem maschinenschonenden Bereich. Damit läuft das Gesamtsystem höchst wirtschaftlich und langlebig.

Der zentrale Baustein in der Wohneinheit

Die MWL besteht aus einem kompakten, 205 Zentimeter hohen Block mit drei Modulen. Unten ist der 149 Liter fassende Trinkwasserspeicher, darauf die Wärmepumpe und oben das (optionale) Lüftungsgerät mit den Anschlüssen. Durch ihre Abmessungen – die MWL benötigt nur so viel Fläche wie ein Kühlschrank – passt sie in die Küchenzeile oder in einen Abstellraum. Mit einem Schallleistungspegel von 37 dB(A) arbeitet sie leise und stört im Wohnumfeld nicht.

Die Lüftung wird immer wichtiger, insbesondere nach einer energetischen Ertüchtigung. Dann müssen der Feuchteschutz und der regelmäßige Luftwechsel zur Erhaltung der Gebäudesubstanz berücksichtigt werden. Wird ein KfW-Standard von 55 oder besser angestrebt, ist eine kontrollierte Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung in jedem Fall verpflichtend. Die Verrohrung für die Zu- und Abluftbereiche in jeder Wohneinheit erfolgt bauseits.

Das Herzstück der MWL, die Wasser/Wasser-Wärmepumpe, verfügt über eine Heizleistung von 3,2 Kilowatt (bei W20/W35). Hierbei arbeitet sie mit einem COP von 6,8. Die Anlage setzt die bereitgestellte Energie optimal in Raumwärme und Warmwasser um. Zur Sicherheit ist zudem ein 3-kW-Heizstab integriert, der ebenfalls eine schnelle Warmwasserbereitung und einen Notheizbetrieb ermöglicht. Interessant ist das Gerät etwa, wenn die maximale Anschlussleistung pro Wohneinheit vorgegeben wird. Dann können zum Beispiel Durchlauferhitzer oder Wohnungsübergabestationen mit elektrischer Nachheizung nicht eingesetzt werden. Im Konzept enthalten ist auch ein Platz für den Wärmemengenzähler, über den abgerechnet wird, sowie für die Wasseruhr.

Der individuelle Fahrplan der Sanierung

Für ein Bestandsobjekt wird ein passgenauer Plan erstellt, der auch eine deutliche Verbesserung des Gebäudes umfassen soll. Nur so lässt sich das Ziel erreichen, von fossiler zu erneuerbarer Energie zu kommen. In der Regel berechnet ein Energieberater die Heizlast und den Bedarf Quadratmeter und Wohneinheit nach der energetischen Ertüchtigung. Zudem unterstützt die Planerberater-Abteilung von REMKO den Installateur bei der sachgemäßen Umsetzung. Ob bestimmte Komponenten erhalten bleiben und in die neue Anlage eingebunden werden können, wird zu Beginn auch geprüft. Dies funktioniert zum Beispiel mit Solar und Photovoltaik. Auch ein vorhandener Pufferspeicher kann mit einer neuen Wärmequelle verknüpft werden.

Des Weiteren wird ermittelt, ob die Rohrleitungen intakt sind und für den Vor- und Rücklauf zu den MWL eingesetzt werden können. Der Vorteil: Auch Rohre mit niedrigerem Dämmstandard lassen sich nutzen, denn es wird nur eine Temperatur von 20 Grad Celsius durchgeleitet. Bei älteren Wärmeerzeugern musste man auf 70/50 (VL/RL) gehen. Diese Temperaturen ergaben hohe Energieverluste, die durch eine zentrale Warmwasserbereitstellung nochmals größer wurden.

Welche Wärmeverteilung wird genutzt?

Neben der Wärmebereitstellung ist bei einer Sanierung die entsprechende Verteilung zu bedenken. Optimal ist die Flächenheizung mit ihrem niedrigen Vorlauf. Doch auch die inzwischen auf dem Markt befindlichen Niedertemperatur-Heizkörper, die REMKO ebenfalls im Portfolio hat, eignen sich. Durch ihre integrierten Ventilatoren erwärmen sie einen Wohnraum rasch und ebenfalls mit einem deutlich geringeren Vorlauf als konventionelle Heizkörper. Aufgrund der Modellvielfalt und der verschiedenen Anschlussarten bieten sie eine hohe Flexibilität bei der Installation im Bestand. Einzig der Elektroanschluss kommt hinzu, wobei die Geräte steckerfertig vorbereitet sind.

Geringerer Aufwand bei der Umsetzung

Bei dem REMKO-Konzept wird lediglich die Kaltwasserleitung bis zur MWL geführt, von dort lassen sich alle Zapfstellen in der Wohneinheit anbinden. Darüber hinaus wird pro Wohneinheit ein Zweileitersystem benötigt, das heißt Vor- und Rücklauf zum zentralen Pufferspeicher als Ringleitung, jeweils mit Stichleitung zur MWL. Der Aufwand und die Installationskosten sind im Vergleich zu konventionellen Systemen deutlich geringer. Es gibt keine Zirkulation, da auf eine Warmwasserleitung verzichtet werden kann. Damit entfällt größtenteils auch der Aufwand für die Dämmung in Installationsschächten sowie die Beprobung laut Trinkwasserverordnung. Die MWL wird stromseitig in die Elektroverteilung der Wohneinheit eingebunden.

Das Plug-and-Play-Prinzip reduziert die Installationskosten pro Wohneinheit zusätzlich. Die Module der MWL sind weitgehend vorkonfektioniert und werden in ein stabiles Gestell eingefügt. Dieser Aufbau vereinfacht auch die spätere Wartung, denn statt aufwändiger Reparatur vor Ort wird lediglich das betreffende Modul getauscht. Zudem lassen sich per Fernwartung die relevanten Daten der Wärmequellen, der Speicher und der MWL abfragen. Schließlich wird mit dem REMKO-Konzept auch die Betriebskostenabrechnung einfacher.

Marion Paul

Marion Paul
Fachredakteurin bei Last-PR, Osnabrück
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Artikel Kraftwerk in der Küchenzeile
Seite 38 bis 39
30.10.2023
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