Umfrage vdw Niedersachsen-Bremen

Die Hälfte der Unternehmen stellt Wohnungsbau ein

Die sozial orientierten Wohnungsunternehmen in Niedersachsen und Bremen fahren ihre Neubauaktivitäten massiv zurück. „Der soziale Wohnungsbau hängt am seidenen Faden“, kommentiert der Regionalverband vdw die Ergebnisse einer Mitgliederbefragung.

In Niedersachsen und Bremen werden 2023 Tausende Mietwohnungen nicht gebaut. Foto: Adobestock/Lichtwolke 99
In Niedersachsen und Bremen werden 2023 Tausende Mietwohnungen nicht gebaut. Foto: Adobestock/Lichtwolke 99

Die Mitgliedsunternehmen des Verbands der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Niedersachsen Bremen (vdw) haben laut Umfrage im vorigen Jahr 3.412 neue Mietwohnungen fertiggestellt bzw. mit ihrem Bau begonnen. Im neuen Jahr 2023 soll mit dem Bau von weiteren 1.290 Wohneinheiten begonnen werden. Nach der Mitgliederumfrage im Sommer 2022 hatte der vdw einen jährlichen Rückgang der Fertigstellungszahlen um 1.500 Wohneinheiten ab 2023 prognostiziert. „Diese Zahl scheint sogar noch höher zu sein als vor einem halben Jahr befürchtet“, sagte Verbandsdirektorin Susanne Schmitt bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse.

In der Umfrage, an der sich 77 Unternehmen beteiligt hätten, beurteilen 57 (74 Prozent) die aktuelle Geschäftslage als „schlechter“ oder „deutlich schlechter“ im Vergleich zum Vorjahr.

Der Mietwohnungsbau hängt am seidenen Faden

Der Mietwohnungsneubau hänge am seidenen Faden. Haben im vorigen Jahr noch 42 der befragten Unternehmen Wohnungsbau betrieben, werden in diesem Jahr gerade noch 23 mit neuen Projekten beginnen, und acht davon haben ihre Neubaupläne um 30 bis 50 Prozent reduziert.

Die vdw-Chefin sieht vielfältige Gründe für die Misere: „Die hohen Baukosten, die auch auf steigende Standards und hohe gesetzliche Anforderungen zurückzuführen sind, die Kapazitätsengpässe bei Zulieferern und im Bauhandwerk, die steigenden Zinsen sowie die wackelige Förderkulisse.“

Die schwierigen Rahmenbedingungen für die sozial orientierte Wohnungswirtschaft werden von den vdw-Mitgliedern in der Umfrage klar benannt. Die größten Herausforderungen seien „steigende Zinsen“ (Durchschnittswert 4,30, von 1 = weniger wichtig bis 5 = sehr wichtig), „Klimaneutralität des Bestands ohne ausreichende Förderung“ (4,31) und an erster Stelle die „Sicherung bezahlbarer Mieten bei anhaltendend steigenden Preisen“ (4,75). Gerade der letzte Punkt zeige deutlich: Die vdw-Mitgliedsunternehmen seien weiterhin fest entschlossen, sozialen und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und anzubieten. Aber angesichts der Kostensituation werde es immer schwieriger, eine Nettokaltmiete von durchschnittlich 6,01 Euro zu halten.

Baukosten sind um zehn bis 30 Prozent gestiegen

Die befragten Unternehmen meldeten für Bauvorhaben im vorigen Jahr Kostensteigerungen zwischen zehn und 30 Prozent; teils konnten Teuerungen durch gute Vertragsgestaltungen mit Generalunternehmern verhindert werden, in Einzelfällen wurden aber auch Preissteigerungen im dreistelligen Bereich angegeben. Unterm Strich bestätigten die Angaben der vdw-Mitglieder die Zahlen des Statistischen Landesamtes, das für November 2022 beim Wohnungsneubau eine Preissteigerung von 17,7 Prozent gegenüber November 2021 errechnet hat. „Diese Preissteigerungen betreffen auch wichtige Modernisierungen und Instandhaltungen im Wohnungsbestand“, teilte Schmitt mit.

Keine Liquiditätsengpässe durch hohe Energiepreise

Aus der Umfrage ließen sich auch positive Erkenntnisse ziehen. Die hohen Energiepreise scheinen zunächst keine gravierenden Auswirkungen zu haben. 56 Unternehmen (72,7 Prozent) sähen keine Gefahr, durch ausbleibende Nachzahlungen ihrer Mieter selbst in Liquiditätsschwierigkeiten zu geraten. Und auch die Mietforderungen seien bei 46 Prozent der Unternehmen gar nicht und bei weiteren 53 Prozent nur in Einzelfällen gestiegen.

Energetische Modernisierung bleibt auf der Tagesordnung

Trotz der engen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen spielten Klimaschutz und die Reduzierung der CO2-Emissionen bei den vdw-Mitgliedern eine immer größere Rolle. Photovoltaik inkl. Wärmepumpen, Anschlüsse an Fern- oder Nahwärmenetze, die energetische Qualifizierung der Gebäudehülle, aber auch der Einsatz von Geothermie stünden auf der To-do-Liste ganz oben. 256 Millionen Euro wollten die Befragten in diesem Jahr für Klimaschutzmaßnahmen im Bestand ausgeben; bei 46 Unternehmen (59,7 Prozent) liege der Investitionsansatz höher als im Vorjahr. (Red.)

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