Gebaut wird vielfach nicht dort, wo die Wohnungen knapp sind
Baulandmangel ist das Kernproblem | Baufertigstellungen müssen sich verfestigen
Analog dem bundesweiten Aufwärtstrend zogen die Baufertigstellungszahlen auch in Bayern an. Wurden 2019 bayernweit 51.726 Wohnungen errichtet, nahm die Zahl 2020 um +7,2 % auf insgesamt 55.471 Wohnungen zu. Alle bayerischen Regierungsbezirke, bis auf Oberbayern mit -1,3 %, verzeichneten im Jahresvergleich 2019 zu 2020 Zuwachsraten bei den Baufertigstellungen.
Der Rückgang in Oberbayern ist hierbei, vor dem Hintergrund der hier vielerorts bestehenden Wohnungsknappheit, besonders bedeutsam. Im Gegensatz hierzu lagen die Zunahmen in den Regierungsbezirken Oberpfalz und Niederbayern, wo die Wohnungsmärkte deutlich weniger angespannt sind, mit entsprechend +18,7 % und +18 % am höchsten. Die Landeshauptstadt München, in der traditionell die größten Wohnungsengpässe bestehen, konnte ebenfalls einen Anstieg in Höhe von +10,5 % verbuchen.
Im ersten Quartal 2021 setzt sich der Anstieg bei den Baugenehmigungszahlen in Bayern weiter fort. Fast alle Regierungsbezirke meldeten in den ersten drei Monaten 2021 gegenüber dem vergleichbaren Zeitraum 2020 deutliche Zuwachsraten im zweistelligen Bereich. Lediglich die Regierungsbezirke Oberfranken (-1,1 %) und Schwaben (-0,4 %) vermeldeten leichte Rückgänge.
Die gute Auftragslage in der Bauwirtschaft sowie die steigenden Baugenehmigungszahlen sprechen dafür, dass die Baufertigstellungszahlen 2021 auf einem vergleichbar hohen Niveau wie im vergangenen Jahr bleiben könnten.
Vergleich zu 2020
Gegenüber dem Vorjahr stieg die Zahl der Baugenehmigungen 2020 bayernweit um +4,3 % an. Wurden 2019 insgesamt 64.710 Wohneinheiten zum Bau freigegeben, erhöhte sich die Zahl 2020 auf 67.494 genehmigte Wohnungen. Dabei hatten alle bayerischen Regierungsbezirke (Oberpfalz mit -14 % ausgenommen) im Vergleich 2019-2020 positive Entwicklungen. Die stärksten Zunahmen lagen in Niederbayern (+12,5 %) und Unterfranken (+10,2 %). In München nahm die Baugenehmigungszahl um +3,9 % zu.
Prof. Stephan Kippes, Leiter des IVD-Marktforschungsinstituts, kritisiert: „Der bayernweite Anstieg der Baufertigstellungszahlen findet vielfach nicht dort statt, wo die Wohnungen besonders dringend benötigt werden, sondern dort, wo Bauland vorhanden und vor allem noch bezahlbar ist. Um die Wohnraumknappheit, insbesondere in den Ballungsräumen, etwas lindern zu können, muss sich der Aufwärtstrend bei den Baufertigstellungen dauerhaft verfestigen."
Seiner Meinung nach würde das Anfang Mai 2021 verabschiedete Baulandmobilisierungsgesetz die Planungs- und Bauprozesse verlangsamen, Investitionen in den Wohnbau hemmen.
Quelle: Immobilienverband Deutschland IVD - Verband der Immobilienberater, Makler, Verwalter und Sachverständigen Region Süd e.V. (IVD Süd)
weiterlesen:
Baulandmobilisierungsgesetz: Seehofers „Durchbruch für den Wohnungsbau“ schreckt Investoren schon jetzt
Flaschenhals Bauland: Magere Ergebnisse
Messlatte: 80.000 neue Sozialwohnungen
Konzepte gegen die Landflucht dringend gesucht
► Kennen Sie den IVV-Newsletter? Sie erhalten Meldungen vorab, werden an Termine erinnert und stehen mit Ihrer Redaktion in Kontakt. Newsletter abonnieren