Bilanz des VSWG

„Genossenschaften brauchen mehr Luft zum Atmen“

Die Wohnungsgenossenschaften in Sachsen haben angesichts der Baukostensteigerungen 30 Prozent ihrer Neubauprojekte auf Eis gelegt. Damit werden etwa 150 Wohnungen nicht gebaut. Auch Sanierungsprojekte werden deutlich zurückgefahren.

Baupläne landen jetzt häufiger in der Schublade, weil die Kosten unkalkulierbar sind. Foto: Adobestock/Aldeca Productions
Baupläne landen jetzt häufiger in der Schublade, weil die Kosten unkalkulierbar sind. Foto: Adobestock/Aldeca Productions

Der Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften (VSWG) hat eine Bilanz für 2022 gezogen. Aufgrund der Baukostensteigerungen werden von den ursprünglich geplanten Neubauprojekten bis nächstes Jahr 30,1 Prozent nicht stattfinden, da sie entweder komplett storniert oder auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Dies entspreche etwa 150 Wohnungen, die im Freistaat nicht gebaut werden.

Noch problematischer sei der Rückgang bei den Modernisierungen. 14,7 Prozent der insgesamt geplanten Modernisierungen – wie beispielweise der Anbau von Aufzügen, Grundrissänderungen oder auch wichtige energetische Maßnahmen – werden 2023/2024 nicht realisiert. Auch auf die geplanten Vorhaben hätten die massiven Kostensteigerungen Einfluss. So gebe jede dritte sächsische Wohnungsgenossenschaft an, dass sie den Umfang der Maßnahmen reduzieren muss.

„Bezahlbares Wohnen bedeutet demnach auch, dem Vermieter Luft zum Atmen lassen. Denn der Erhalt des bezahlbaren, attraktiven Wohnens kann nur funktionieren, wenn Geld für Investitionen in Instandhaltung und Modernisierung bleibt“, fasst VSWG-Vorstand Mirjam Philipp zusammen.

Heizkosten um 40 Prozent gestiegen

Die Heizkosten sind nach vorläufigen Daten der sächsischen Wohnungsgenossenschaften 2022 um rund 40 Prozent auf voraussichtlich 1,45 Euro pro Quadratmeter monatlich gestiegen. Die Bereitstellung bezahlbarer Energie für die Haushalte müsse daher Fokusthema der Politik sein. >> Mietnebenkosten könnten um 120 Prozent steigen

Kaltmieten sind moderat gestiegen

Im Gegensatz zu den Nebenkosten stieg nach vorläufigen Schätzungen die durchschnittliche Nettokaltmiete bei den sächsischen Wohnungsgenossenschaften nur moderat auf 5,20 Euro bis 5,30 Euro pro Quadratmeter an. „Wenn die Mieteinnahmen nahezu konstant bleiben, die Baukosten aber um 20 Prozent und mehr steigen, fehlt letztlich Geld für wichtige – auch energetische – Investitionen“, erklärt Sven Winkler, Referent Betriebswirtschaft beim VSWG.

Grundlagen hierfür seien eine Versorgungs- und Preissicherheit für die Wärme- und Energieversorgung, verlässliche, planbare sowie auskömmliche Förderinstrumente mit Zuschüssen und langfristigen Zinsbindungen für Darlehen und eine Stabilisierung der Baukosten, um das bezahlbare Wohnen für die Mieter und Mitglieder zu erhalten. „Anderenfalls produzieren wir noch stärker steigende Leerstände und scheitern bei der energetischen Sanierung“, mahnt der VSWG-Vorstand Mirjam Philipp die Politik.

Die 207 im Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften e. V. (VSWG) organisierten Wohnungsgenossenschaften bewirtschaften mit insgesamt 297.724 Wohneinheiten 20,5 Prozent des gesamten Mietwohnungsbestandes im Freistaat Sachsen und bieten damit rund einer halben Million Menschen ein Zuhause.

Ausblick auf die Entwicklung 2023

Die vermutlichen wirtschaftlichen Rahmendaten für die kommenden Monate beurteilt der VSWG differenziert. Er geht bei der Inflation von einer leichten Entspannung aus, das Zinsniveau werde konstant bis weiter steigend sein. Unsicherheit erzeuge weiterhin das „Förderchaos“ der KFW. Besorgniserregend sei schließlich auch die steigende Leerstandquote in Sachsen. (Red.)

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