Die Gefahr von Hackerangriffen auf Aufzügen ist nach Einschätzung von Ulf Theike real. Er ist Chief Digital Officer in der Geschäftsführung von TÜV NORD Systems.
Moderne Aufzüge werden mithilfe von Sensoren überwacht und digital gesteuert. Diese digitalen Steuerungen sind über das Internet der Dinge oder über das Mobiltelefonnetz mit der Außenwelt verbunden. So können Aufzugs- oder Wartungsfirmen jederzeit sehen, ob der Aufzug ordnungsgemäß funktioniert. Sie können ihn aus der Ferne bedienen und zu einem gewissen Grad auch warten.
Fällt er aus, lässt sich die Software über das Internet neu starten. Doch wenn das alles möglich ist, können auch Cyberkriminelle versuchen, sich Zugang zum System zu verschaffen. „In diesem Fall könnte der Aufzug von außen gesteuert, zwischen den Geschossen angehalten und die Geschwindigkeit manipuliert werden. Der Notruf könnte blockiert werden“, warnt Ulf Theike.
Vernetzte Haustechnik nicht zum Ziel eines Angriffs machen
Wenn der Zugang durch Cyberkriminielle gelingt, sei nicht nur der Aufzug selbst in Gefahr: „Angreifer hätten weiteren Zugriff auf die gesamte technische Gebäudeausrüstung“, so Theike. Denn die Aufzugsanlage ist mehr und mehr mit anderen Komponenten in Gebäuden vernetzt: Zugangskontrollen, Klimatisierung und Brandschutzeinrichtungen gehören dazu. Ist der Aufzug gehackt, ist der Weg für Cyberkriminelle frei, auch auf die anderen Komponenten zuzugreifen.
Deshalb fordert Ulf Theike: „IT-Sicherheitsanforderungen müssen im Prüfkatalog für Aufzüge berücksichtigt werden; wir brauchen dringend eine gesetzliche Grundlage zur Prüfung kritischer Systeme wie einer digitalen Aufzugssteuerung.“ Der Cyber Security Act für Geräte, die im Internet der Dinge vernetzt sind, liefere den dafür erforderlichen Rechtsrahmen in der EU.
Doch nicht nur die Gebäudetechnik kann im Fokus Cyberkrimineller stehen: Sogar das Notrufsystem könne zum Ziel von Hackern werden. Gespräche könnten mitgehört, Notrufe umgeleitet werden. Oder Hacker könnten versuchen, das Notruftelefon so zu manipulieren, dass es so genannte Mehrwertnummern selbstständig und ständig anwählt. So könnten sie in kurzer Zeit viel Geld verdienen.
Quelle: TÜV Nord/ Redaktion
THEMA:
„Zukunft der Aufzugstechnik“ - Nutzen und Kosten digitaler Tools
Zu diesem brandaktuellen Thema veranstaltete die IVV immobilien vermieten & verwalten einen runden Tisch mit Vertretern von Aufzugsfirmen und dem TÜV SÜD Industrie Service GmbH.
Sehen Sie sich das zusammenfassende Video der Diskussion an.
Darum ging es:
- Geht alles ins Netz? Erfahrungen mit dem digitalen Monitoring von Aufzügen.
- Welche Marktbedeutung hat das digitale Aufzugsmanagement bislang erreicht?
- Welchen Nutzen bringt die Vernetzung haustechnischer Anlagen?
- Außer Spesen nichts gewesen? – Einsparungen für Betreiber oder Mehrkosten für zusätzliche Dienstleistungen?
- Werden Aufzüge durch die Digitalisierung sicherer und wirtschaftlicher – was sagen Prüfer?