Institut der deutschen Wirtschaft:

Trotz steigender Mieten: Wohnkostenbelastung bleibt weitgehend konstant

Wohnungsknappheit und steigende Mieten in den Ballungsräumen haben sich zur „Sozialen Frage“ in der politischen Diskussion entwickelt. Doch diese Sichtweise ist sehr zugespitzt, findet das Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Die meisten Haushalte seien nicht von einer steigenden Wohnkostenbelastung betroffen.

Wer häufig umzieht, hat erhebliche Mietkosten zu schultern. Foto: Adobestock/Photoschmidt
Wer häufig umzieht, hat erhebliche Mietkosten zu schultern. Foto: Adobestock/Photoschmidt

Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Dennoch gebe es sozialpolitische Herausforderungen, die durch einen Mix an Instrumenten bewältigt werden könnten. Nie zuvor fiel der Begriff „soziale Frage“ in so vielen Plenardebatten des Bundestages wie in der aktuellen 19. Legislaturperiode. Das haben die Studienautoren anhand der Sitzungsprotokolle ausgewertet. Meist ging es in den Diskussionen um das Thema Wohnen. Allerdings ist es laut IW-Studie nicht richtig, dass Wohnen für immer mehr Menschen zum unbezahlbaren Luxus wird. Es sei zwar unstrittig, dass der Quadratmeterpreis bei Neuvermietungen gerade in den Großstädten deutlich gestiegen ist: In den sieben größten Städten legte er seit 2010 jährlich real um 4,3 Prozent zu. 

Mieten und Einkommen sind gestiegen

Doch auf der anderen Seite seien die Einkommen der Mieterhaushalte bis zur Corona-Pandemie ebenfalls stark gestiegen – seit 2010 im bundesweiten Durchschnitt real um knapp 7 Prozent. Die Wohnkostenbelastung, also die Wohnkosten im Verhältnis zum Einkommen, sei über Jahre praktisch konstant.

Zudem seien hohe Mieten oftmals ein Problem jener, die eine neue Bleibe suchen: Der Preisunterschied zwischen Neuvertrags- und Bestandsmieten lag zwischen 2016 und 2018 im Schnitt bei 14 Prozent – deutlich höher als Mitte der 2000er Jahre.

Mietinteressenten begnügen sich mit kleineren Wohnungen

Als Reaktion auf die steigenden Mieten geben sich Neumieter der Studie zufolge mit kleineren Wohnungen zufrieden. So halten sie trotz der Mietsteigerungen ihre Kosten im Rahmen: Wohnten Bestandsmieter 2018 auf 49,5 Quadratmetern pro Kopf, begnügten sich Mieter mit Neuverträgen mit durchschnittlich 45,6 Quadratmetern.

Dennoch sieht die Studie auch die Verlierer am Mietwohnungsmarkt und warnt, dass sich ihre Lage durch die Corona-Pandemie verschlechtert. „Dagegen ist das Wohngeld ein sehr gutes sozialpolitisches Instrument“, sagt IW-Ökonom Maximilian Stockhausen. Das IW rät darüber nachzudenken, ob der Kreis der Wohngeld-Berechtigten nicht zumindest in den teuren Metropolen vergrößert werden sollte.

Neben dem Wohngeld sollen auch Sozialwohnungen denjenigen helfen, die mit hohen Wohnkosten kämpfen. Doch dieses Instrument sei selten treffsicher. Laut Studie sollten entsprechende Mietverträge deshalb befristet werden, damit der Bedarf regelmäßig überprüft werden kann.

Zudem betont die Studie, dass der Immobilienmarkt auch ohne politische Intervention Wohnungen für niedrige Einkommen schaffen würde – vorausgesetzt, die Städte und Gemeinden weisen genügend Bauland aus. „Solange nicht genug Flächen zur Verfügung stehen, werden Projektentwickler natürlich das bauen, was den höchsten Profit bringt. Städte können aber gegensteuern, indem sie bei Grundstücksverkäufen auf Konzeptvergaben setzen“, sagt IW-Immobilienexperte Pekka Sagner. Bei diesem Ansatz verkaufen Kommunen Grundstücke zum Höchstpreis, setzen aber Nebenbedingungen, wie den Bau von 30 Prozent preisgünstigen Wohnungen – wofür die Projektentwickler passende Konzepte vorlegen müssen.

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