In der repräsentativen Langzeitstudie befragt das Infocenter der R+V Versicherung seit 1992 jedes Jahr rund 2.400 Menschen nach ihren größten Ängsten rund um Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Umwelt und Gesundheit.
Für Interessenten, die zur Miete wohnen möchten, werden die Mietkosten zur immer größeren Belastung. Menschen, die sich ein Eigenheim bauen möchten werden von hohen Baukosten abgeschreckt. "Das schürt die Angst, dass Wohnraum unbezahlbar wird", sagt Studienleiter Grischa Brower-Rabinowitsch. "Diese Sorge bewegt die Menschen in Ost- und in Westdeutschland gleichermaßen." Im Westen liegt die Furcht bei 52 Prozent, im Osten ist sie mit 50 Prozent ähnlich groß. Auch bei Männern (50 Prozent) und Frauen (53 Prozent) ist die Angst vergleichbar stark ausgeprägt. Deutliche Unterschiede gibt es hingegen zwischen den Altersgruppen. Am geringsten ist die Angst vor hohen Wohnkosten bei den 14- bis 19-Jährigen (40 Prozent). Am meisten sorgt sich die Gruppe der 40- bis 59-Jährigen (55 Prozent).
"Knapper Wohnraum, hohe Preise und viel Konkurrenz bei der Wohnungssuche führen zu einer gefährlichen Mischung", sagt Studienleiter Brower-Rabinowitsch. Er sieht die Entwicklung kritisch. "Wohnen darf nicht zum Luxus werden. Die eigenen vier Wände bilden die Grundlage für eine sichere Existenz."
Quelle: R + V Versicherungen Infocenter
Ein Drittel der Mieterhaushalte durch Wohnkosten überlastet
Zu hohe Mieten - im Allgemeinen sagt man, die Nettokaltmiete dürfe nicht mehr als ein Drittel des Einkommens betragen - verstärke die soziale Ungleichheit. Der gesellschaftliche Zusammenhalt könnte gefährdet sein. >> DGB und Mieterbund warnen vor verschärfter Wohnungskrise
Im Februar 2025 berichtete die IVV: In vielen deutschen Städten sind die Neuvertragsmieten deutlich gestiegen, Kaufpreise bleiben dagegen stabil: Das zeigt der neue Wohnindex des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Besonders in Berlin, Essen und Frankfurt sind die Preise gestiegen.
Neuvertragsmieten im Vergleich zum Vorjahr um rund 4,7 Prozent gestiegen, wie der IW-Wohnindex für das vierte Quartal 2024 zeigt. Besonders groß war der Sprung in Berlin (8,5 Prozent mehr), in Essen (8,2 Prozent mehr) und in Frankfurt (8 Prozent). Auch Mieter in Leipzig (7,3 Prozent) und Hamburg (5,4 Prozent) müssten deutlich tiefer in die Tasche greifen.
Das Abwarten der Käufer treibt die Immobilienpreise
Dass die Mieten weiter steigen, liege vor allem daran, dass Wohnungen in vielen Regionen noch immer viel zu knapp sind, besonders in Städten und begehrten Lagen. >> Gute Nachrichten für Käufer, schlechte für Mieter
Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BIB) hat untersucht, wie sich der Anteil der Mietkosten am gesamten Einkommen zwischen 1990 und 2020 für unterschiedliche Bevölkerungs- und Einkommensgruppen entwickelt hat. Das Ergebnis: Während Personen mit hohem Einkommen nur einen moderarten Anstieg des Mietanteils am Gesamteinkommen hinnehmen mussten, nahm die Belastung bei Menschen mit niedrigem Einkommen deutlich zu. Betroffen waren vor allem Menschen, die im Ausland geboren und in den letzten Jahren nach Deutschland eingewandert sind.
Im Jahr 2020 wendeten einkommensstarke Personen etwa 18 Prozent ihres Geldes für die Miete auf. Gegenüber 1990 sei das eine Steigerung von zwei Prozent bei Einheimischen bzw. drei Prozent bei Zugewanderten. Somit blieb für das einkommensstärkste Fünftel der Bevölkerung die Belastung annähernd gleich. Ganz anders die Situation bei Menschen, die zum unteren Fünftel gehören. Sie wendeten durchschnittlich 44 Prozent (Einheimische) bzw. 45 Prozent (Zuwanderer) ihres Einkommens für die Miete auf.
>> Wenn die Mietkosten zur Last werden
Über die Studie "Die Ängste der Deutschen"
Sie befasst sich als einzige Studie seit mehr als drei Jahrzehnten mit den Sorgen der Bevölkerung. Dabei befragt das R+V-Infocenter jährlich in persönlichen Interviews rund 2.400 Männer und Frauen der deutschsprachigen Wohnbevölkerung im Alter ab 14 Jahren nach ihren größten politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und ökologischen Ängsten. Die repräsentative Umfrage findet immer im Sommer statt, die Ergebnisse stammen aus der Befragung vom 10. Juni bis zum 18. August 2024.
Martina Eisinger

