Deutsche Wohnen Bilanz 2020

Viel Geld in der Kasse zum Ausgleich sozialer Härten

Die börsennotierte Deutsche Wohnen blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2020 zurück. Die Vertragsmieten bewegten sich mit 837,6 Mio. Euro etwa auf Vorjahresniveau. Das Ergebnis stieg um 12 Prozent auf rund 1 Mrd. Euro – trotz Verzicht auf Mieterhöhungen im Bestand und trotz des weitgehenden Verzichts auf Modernisierungsumlagen.

Deutsche Wohnen CEO Michael Zahn. Foto: Andreas Pohlmann
Deutsche Wohnen CEO Michael Zahn. Foto: Andreas Pohlmann

Die digitale Bilanzpressekonferenz nutzte Michael Zahn, CEO der Deutsche Wohnen SE, um die klimapolitischen Ausbauziele und die soziale Ausrichtung des Unternehmens hervorzuheben. Die Deutsche Wohnen verfüge dank kontinuierlicher Investitionen in die Gebäudehüllen, Haustechnik und energetische Erneuerung bereits heute über eines der branchenweit klimafreundlichsten Portfolios. In weniger als 20 Jahren werde der Gebäudebestand klimaneutral sein. Im Kern zielten die verschiedenen Maßnahmen darauf ab, den Energiebedarf im Gebäudebestand zu minimieren und für den unvermeidlichen Energiebedarf möglichst wenig CO2-intensive Energieträger zu nutzen. Dadurch werde die Deutsche Wohnen die CO2-Intensität von heute 33 kg/m² auf unter 12 kg/m² bis 2040 reduzieren.

Das Unternehmen habe bereits vor vielen Jahren damit begonnen, die Gebäudesubstanz und Wärmeerzeugungsanlagen zu modernisieren, Blockheizkraftwerke einzusetzen und auf umweltfreundlichere Energiequellen umzustellen. Die Deutsche Wohnen werde die Gebäudebewirtschaftung noch klimafreundlicher machen, insbesondere durch den Ausbau der dezentralen Wärmeversorgung mittels Blockheizkraftwerken und dem Einsatz von erneuerbaren Energien. Der Einsatz von Photovoltaik-Anlagen werde die Quartiere schrittweise mit regenerativem Strom versorgen.

Die Geschäftszahlen des Jahres 2020

Basis für die Forcierung des Klimaschutzengagements sei die finanzielle Stabilität des Unternehmens. Die Vertragsmieten erreichten mit 837,6 Mio. Euro etwa das Niveau des Vorjahres. Das Immobilienportfolio verzeichnete eine Wertsteigerung von rund 1,9 Mrd. Euro, die auch durch Bewertungsgewinne im Verkauf realisiert wurde. So blieb der FFO I pro Aktie mit 1,56 Euro auf Vorjahresniveau, der EPRA NAV pro Aktie konnte um 12,3 Prozent auf 52,80 Euro gesteigert werden. Der Verschuldungsgrad (LTV) bewegte sich mit 37 Prozent im vorgegebenen Zielkorridor von 35 Prozent bis 40 Prozent. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes EBITDA) stieg insbesondere aufgrund von Verkäufen um 12,1 Prozent auf rund 1 Mrd. Euro.

Versprechen an die Mieter

Vor dem Hintergrund der Milliarden-Investitionen in die energetische Ertüchtigung des Bestandes bekräftigte Unternehmenschef Michael Zahn das Versprechen des Unternehmens aus dem 2020, dass niemand seine Wohnung aufgrund einer energetischen Sanierung oder aufgrund Corona-bedingter Zahlungsschwierigkeiten verlieren werde. Dieses Versprechen hatte die Deutsche Wohnen angesichts des massiven politischen Drucks formuliert, den die Berliner Bürgerinitiative „Deutsche Wohnen & Co enteignen“ ausgelöst hat. Seit Februar läuft die zweite Phase einer Unterschriftensammlung für ein Volksbegehren. Rund 1.000 Freiwillige müssen bis Ende Juni 170.000 Unterschriften sammeln. Das entspricht sieben Prozent der Berliner Wahlberechtigten. In einer jüngst von der Berliner CDU in Auftrag gegebenen Umfrage sprachen sich 36 Prozent der Berliner Bürgerinnen und Bürger für eine Enteignung von Wohnungsunternehmen ab einem Bestand von 3.000 Wohnungen aus.

Die Lieblingsfeindin der Aktivisten – auch das wurde in der Bilanzpressekonferenz deutlich – verzichtete angesichts der Corona-Krise im Wirtschaftsjahr 2020 auf Mieterhöhungen bei bestehenden Mietverhältnissen ebenso wie auf die Modernisierungsumlage. „Wir verzichten auf die volle Modernisierungsumlage bei 30 Prozent unserer Mieter“, so CEO Michael Zahn. 30 Prozent ihres Wohnungsbestands vermietet die Deutsche Wohnen an Menschen, die aufgrund ihres geringen Einkommens einen Anspruch auf den Wohnberechtigungsschein haben. Der Berliner Mietendeckel habe im vergangenen Geschäftsjahr zu einem Rückgang der Bestandsmiete im Gesamtportfolio um 4,1 Prozent auf durchschnittlich 6,70 Euro pro Quadratmeter geführt.

Um in Zahlungsnot geratene Wohnungs- und Gewerbemieter zu schützen, hat das Unternehmen einen eigenen Corona-Hilfsfonds über 30 Mio. Euro eingerichtet und Ratenzahlungen sowie Stundungen vereinbart. Bislang seien rund zwei Millionen Euro aus diesem Fond abgeflossen, so CEO Zahn, weil sich in manchen Notfällen inzwischen herausgestellt habe, dass die Mieter ihre Schuld nicht abtragen können. Damit leiste die Deutsche Wohnen ihren Beitrag, dass aus finanziellen Ausfällen keine sozialen Härtefälle werden. (Red.)

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