Wohnungswirtschaft mahnt regional verankerte Wohnungs- und Baulandpolitik an
Das Gemeinschaftsprojekt „Regionalen Ausgleich stärken – Die Wohnungswirtschaft als Gestalter von Heimat“ war bereits 2018 gestartet worden. Der Endbericht liegt nun vor. Er enthält aufschlussreiche Erkenntnisse für die Zusammenarbeit von regionalen Akteuren und für die notwendigen begleitenden politischen Maßnahmen.
Koordinierungsstellen in Regionen installieren
Der Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW, Axel Gedaschko, ist der Meinung: „Unsere bundesweite Initiative hat gezeigt, dass es in Deutschland flächendeckend an einer wirksamen, regional verankerten Wohnungs- und Baulandpolitik fehlt. Deshalb haben wir in den vergangenen beiden Jahren zahlreiche maßgebliche Akteure auf kommunaler und regionaler Ebene an einen Tisch gebracht, um den notwendigen Dialog herzustellen."
Um künftig weitere konkrete Erfolge beim regionalen Ausgleich in Deutschland erzielen zu können, sind aus Sicht der Wohnungswirtschaft folgende Maßnahmen notwendig: In den Regionen sollten Koordinierungsstellen für die Zusammenarbeit vor Ort eingerichtet werden. Nur so kann das kreative Engagement der regionalen Akteure für bedarfsgerechte Lösungen mobilisiert und kanalisiert werden. In der Projektregion in Thüringen wurde dies bereits mit Erfolg umgesetzt. Diese „von unten“ getragenen Ansätze sollten Bund und Länder „von oben“ mit einem finanziell ausreichend ausgestatteten Raumordnungsprogramm begleiten, um den erforderlichen Infrastrukturausbau in den Regionen vorantreiben zu können. So empfiehlt es auch die Kommission „Gleichwertige Lebensverhältnisse“.
Die Ergebnisse des wohnungswirtschaftlichen Gemeinschaftsprojekts in den sieben Teilregionen:
Thüringen: Wohnungsbau in Umlandregion mit Entlastungspotenzial für die Großstadt
Im Teilprojekt für die Region Jena / Saale-Holzland-Kreis haben sich die Kommunen und die Wohnungswirtschaft sowie weitere regionale Akteure, wie z. B. die LEG Thüringen, die Sparkasse Jena-Saale-Holzland und die Plattform Wohndebatte, mit Unterstützung von GdW, vtw, und DKB zusammengeschlossen, um gemeinsam die Chancen zur Stärkung von Entlastungsstandorten in der Region auszuloten und diesbezügliche Kooperationen anzubahnen.
Im Fokus stand dabei der eher verdichtete Wohnungsbau in den zentralen Lagen der Klein- und Mittelstädte in der Region und die Frage, wie diese Gemeinden vom derzeitigen Wachstum der Stadt Jena profitieren können. Die im Landkreis vorhandenen Potenziale für zusätzlichen Wohnungsbau durch Umnutzungen, Sanierungen, Erweiterungen oder Neubauten könnten zur Entlastung des Wohnungsmarktes in Jena beitragen und zugleich Entwicklungsimpulse für die Gemeinden darstellen. Um die anstehende kommunale Arbeitsgemeinschaft langfristig umsetzen zu können, wurde mit dem Land eine Förderung verabredet. Hier schließen sich Jena und die umliegenden Kommunen zusammen, um die Projektergebnisse umzusetzen. Außerdem entstand als wichtiges Ergebnis eine Koordinierungsstelle vor Ort: Das Zentrale Projektmanagement der Stadt Jena hat interimsmäßig die weitere Koordination der interkommunalen Zusammenarbeit übernommen.
Nordrhein-Westfalen: Räumliche Disparitäten in Einklang bringen
Im bevölkerungsreichsten Bundesland stehen starke Städte und Metropolregionen mit hohen Zuzugsraten und einem Mangel vor allem an bezahlbaren Wohnungen wirtschaftlich prosperierenden Standorten gegenüber, deren Qualitäten als Wohn- und Lebensstandort aber noch nicht gleichberechtigt gewürdigt werden.
Neben einer optimierten Baulandentwicklung als Chance für hoch verdichtete Gebiete, wie sie beispielsweise am Standort Köln im Rahmen einer interdisziplinären Arbeitsgruppe diskutiert wurde, lassen sich vor allem auf Basis der räumlichen Verflechtungen in Nordrhein-Westfalen Synergiepotenziale zwischen den einzelnen Räumen schnell identifizieren. So setzt am Standort Duisburg das Projekt „6 Seen Wedau“ mit rund 3.000 geplanten Wohnungen und der Nähe zur Düsseldorfer Stadtgrenze einerseits Impulse für die Stadtentwicklung des Duisburger Südens und stellt gleichzeitig eine Entlastung für den angespannten Wohnungsmarkt in der Landeshauptstadt dar.
Die infrastrukturelle Ertüchtigung sowohl im Bereich Verkehr als auch in den Bereichen Bildung, medizinische Versorgung und Lebensqualität ist für die Regionen Ost- und Südwestfalen von entscheidender Bedeutung. Die Regionen verfügen zwar über eine leistungsfähige, regionale Wirtschaft mit einer Vielzahl an attraktiven und spezialisierten Arbeitsplätzen, müssen aber als Wohn- und Lebensstandort noch deutlicher gestärkt werden.
Sachsen-Anhalt: Wohnungswirtschaft stabilisiert schrumpfende Städte
In Sachsen-Anhalt wurden die wohnungswirtschaftlichen Investitionsbedingungen an verschiedenen Standorten ausgehend von konkreten Investitionsvorhaben analysiert und diskutiert. Dabei ist vor allem deutlich geworden, dass die Wohnungswirtschaft mit ihren Vorhaben wesentlich zur Attraktivität und Stabilisierung der mehrheitlich schrumpfenden Städte beitragen kann. Genauso deutlich zeigt sich jedoch, dass der Verbund von Wohnungsunternehmen und Kommunen aufgrund einer eingeschränkten wirtschaftlichen Handlungsfähigkeit häufig nicht in der Lage ist, die städtebaulich und stadtentwicklungspolitisch bedeutsamen Investitionsvorhaben umzusetzen.
Quelle: GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen
Studie "Regionalen Ausgleich stärken –die Wohnungswirtschaft als Gestalter von Heimat" nachlesen (PDF, 101 Seiten)