Die Abwanderung nach der Wende traf die Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Wittenberge mbH (WGW) hart. Von den gut 30.000 Einwohnern der Kleinstadt im äußersten Westen Brandenburgs blieben circa 17.000 übrig - und ein Wohnungsleerstand von durchschnittlich mehr als 20 Prozent. Besonders dramatisch war die Lage im Gebiet “Wittenberge Nord”, wo fast die Hälfte der Wohnungen einer erst in den 1980iger Jahren fertiggestellten Plattenbausiedlung leer stand. Nachdem die verbliebenen Mieter mit adäquatem Ersatzwohnraum versorgt waren und der Komplex weitab vom Zentrum keine Aussicht auf städtische Lebensqualität bot, brach man die 348 Einheiten im Februar 2003 ab. Die Nachwendejahre wären laut Geschäftsführer Thorsten Diehn nicht einfach gewesen. Mittlerweile sei man aber auf einem guten Weg.
Gründerzeitbauten erstrahlen in neuem Glanz
Wie der aussieht, lässt sich bei einem Gang vom Wittenberger Bahnhof ins Stadtzentrum erkennen, auf dem man durch die Goethestraße kommt. Durch die umfassend sanierten Gründerzeitbauten mit den Hausnummern 1, 1a, 2, 4 und 7 mausert sich die Lage langsam aber stetig zur feinen Adresse. Insgesamt 27 Wohnungen mit bis zu 110 Quadratmetern hat die WGW in dem mehr als 100 Jahre alten Gebäudeensemble in den letzten Jahren hergerichtet. Viele davon haben eine WBS-Bindung mit Kaltmieten von 4,90 bis 6 Euro. Nicht nur die gewählte Ausstattung der Bäder und Küchen ist komfortabel und im Falle der Duschen barrierearm. Auch die an das Fernwärmenetz der Stadtwerke angeschlossenen Fußbodenheizungen verschafft den Mietern ein wohliges Wohngefühl. Dass die Wärmeversorgung dauerhaft günstig bleibt, garantiert ein langfristiger Liefervertrag.
Vom Hinterhof zum Vorzeige-Quartier
Auch an der Transformation des Packhofviertels ist die WGW, die über 2.700 Wohnungen verfügt, von denen 2.100 aktiv bewirtschaftet werden, maßgeblich beteiligt. Das 42 Hektar große Areal beginnt am Bahnhof, umfasst das Stadtzentrum entlang der Bahnstraße, und erstreckt sich bis zur Elbe. Wenn die Landesgartenschau in 2027 in Wittenberge stattfindet, soll das Gebiet als Schanier zwischen Innenstadt und Wasserkante fungieren. Von den 49 vorrangig zu aktivierenden Objekten ist etwa ein Drittel bereits durch die WGW saniert. So entstanden in einem alten Speicher in der Steinstraße 15 in historischem Ambiente interessante Wohnungen. Zudem wurden in der Zollstraße 3 - 7 insgesamt 35 Wohneinheiten in einer teilweise unzumutbaren engen Bebauung abgerissen. Die dadurch gewonnenen Flächen in bester Stadtlage stehen gegenwärtig für den Bau von Eigenheimen zur Verfügung. Darüber hinaus erhielt das Bad-, Fliesen- und Fußbodendesign der 171 Wohnungen im Elbkarree eine Auffrischungskur.
Blitz-Sanierung für die Deutsche Bahn
Jüngster Erfolg der WGW ist die Sanierung und der Umbau der einstigen Sauerschen Klinik in der Ernst-Thälmann-Straße zu einem schicken Bürogebäude für die Deutsche Bahn (DB) innerhalb kürzester Zeit. Hintergrund der Blitzaktion war die Bitte der DB im Februar 2021 an die WGW, ihr bis April 2022 die Nutzung eines Bürogebäudes in guter Lage und mit moderner Ausstattung zu ermöglichen. Speziell die Softwareentwickler der DB Fahrzeuginstandhaltung bräuchten mehr Platz und Ruhe. Gefragt, getan. Nach gemeinsamer Besichtigung der leerstehenden Klinik und dem Für und Wider möglicher Umbaupläne, unterschrieb die DB einen Mietvertrag und die WGW legte mit den Arbeiten los.
Nächste Aufgabe: Rückbau und Umbau
Die nächste Aufgabe wartet bereits in der geplanten “Neuen Mitte”, die zwischen Bahnstraße, Paul-Linck-Platz und Wochenmarkt entstehen soll. Um hier eine offene Platzgestaltung zu erzielen, soll der vorhandene Plattenbau-Wohnblock teilweise zurückgebaut und der verbleibende Teil umgebaut werden. Überdies ist für die westliche Verlängerung der Zimmerstraße ein Neubau vorgesehen, der die maximale nördliche Grenze des neuen Stadtzentrums markiert. Gastronomie, Dienstleitungen, soziale und nicht gewerbliche Angebote des täglichen Bedarfs könnten hier vorrangig untergebracht werden. Den Neubau soll ein Investor übernehmen. Schließlich kann die WGW nicht alles machen.
Autorin: Dagmar Hotze
Dagmar Hotze

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