Mieter fürchten Zahlungsschwierigkeiten
Auch wenn bisher die Wohnungsmieten überwiegend pünktlich gezahlt werden: Viele Mieter befürchten, aufgrund der Corona-Pandemie künftig in Zahlungsschwierigkeiten zu geraten. Zu diesem Ergebnis kommt die repräsentative Studie „Servicemonitor Wohnen“ des Beratungsunternehmens Analyse & Konzepte immo.consult.
Analyse & Konzepte befragte 1.000 Mieter aus ganz Deutschland. 31 Prozent der Befragten gaben an, dass sich die Einkommenssituation ihres Haushaltes aufgrund von Corona verschlechtert habe. Dies trifft insbesondere auf Haushalte mit Kindern und auf Paare unter 30 Jahre zu. Entsprechend sorgen sich viele Menschen um ihre Finanzen: 15 Prozent der Befragten befürchten, dass sie künftig in Mietzahlungsschwierigkeiten geraten könnten.
Auf der anderen Seite sind sich 73 Prozent ziemlich sicher, auch in Zukunft ihre Miete zahlen zu können. 13 Prozent sind in dieser Frage unentschieden. 60 Prozent der Mieter stimmen der Aussage zu, dass ihr Vermieter auch bei Problemen für sie da sei. Fast die Hälfte (48 Prozent) geht davon aus, dass der Vermieter sie bei Zahlungsschwierigkeiten mit Hilfsangeboten unterstützen würde. Allerdings haben gerade diejenigen Haushalte, die schon Einkommenseinbußen aufgrund der Corona-Pandemie erlitten haben, vergleichsweise wenig Vertrauen in die Unterstützung durch ihren Vermieter.
Mietausfälle bislang eher selten
Viele Mieter machen sich Sorgen, konnten ihre Miete aber bislang zahlen. Mietausfälle und die Zahl von ietstundungen halten sich nach wie vor in beherrschbaren Grenzen.
Und viele Bestandshalter suchen nach fairen Einigungen, weil sie ihre Mieter langfristig halten wollen. Der börsennotierte Konzern Deutsche Wohnen hat nach eigenen Angaben im ersten Halbjahr eine stabile und von der Corona-Pandemie weitgehend unbeeinflusste Geschäftsentwicklung gezeigt. Das Ergebnis aus der Wohnungsbewirtschaftung lag mit 370,7 Mio. Euro leicht über dem Vorjahresniveau (365,1 Mio. Euro).
Die Folgen der Corona-Pandemie seien für die Mieter der Deutsche Wohnen bislang geringer ausgefallen als erwartet. Rund ein Prozent der Haushalte im Bestand der Deutsche Wohnen hätten sich an das Unternehmen mit Anfragen und konkreten Hilfebedarfen gewendet. Auch die Situation in den Pflegeheimen der Deutsche Wohnen sei dank strenger Schutzmaßnahmen nach wie vor unter Kontrolle.
VdW Bayern meldet Mietstundungen von knapp zwei Millionen Euro
Der VdW Verband der Wohnungswirtschaft in Bayern hat seine Mitgliedsunternehmen im Juli zum dritten Mal zu den Auswirkungen der Pandemie befragt. 212 Wohnungsunternehmen mit fast 307.000 Wohnungen haben geantwortet. Fazit von VdW-Direktor Hans Maier: „Die bayerische Wohnungswirtschaft hat sich in den vergangenen Monaten sehr anpassungsfähig gezeigt und gut auf die zahlreichen Herausforderungen im Zuge der anhaltenden Corona-Pandemie eingestellt.“ Während viele Wohnungsunternehmen in den Umfragen im April und Mai noch von teils massiven Einschränkungen in den Bereichen Vermietung und Instandhaltung berichtet hätten, so habe sich die Lage mittlerweile vielerorts etwas entspannt.
Im wichtigen Arbeitsbereich Wohnungsvermietung sprachen im Juli nur noch 6,5 Prozent der befragten Unternehmen von großen Behinderungen für die tägliche Arbeit – im Mai waren es noch 23 Prozent. Auch die finanziellen Auswirkungen der Krise seien überschaubar. 38 Prozent der befragten Unternehmen hätten mit ihren Wohnungsmietern Stundungsvereinbarungen abgeschlossen. Auch hier gebe es jedoch verhalten positive Neuigkeiten:
Die Anzahl der vereinbarten Stundungen stagniere im niedrigen vierstelligen Bereich, die Summe der insgesamt gestundeten Beträge steige nur langsam an. Bei den Gewerbemietern hätten sich die gestundeten Beträge im Vergleich zum Mai sogar leicht reduziert. Insgesamt bestanden nach Angaben der Unternehmen im Wohn- und Gewerbebereich Stundungsvereinbarungen über eine Summe von knapp zwei Millionen Euro.
Gewerberaum-Vermieter streben gütliche Einigungen an
Der ZIA Zentrale Immobilienausschuss meldet, die Verhandlungen zwischen Gewerbe-Vermietern und Mietern im Handelsbereich seien von großer Einigungsbereitschaft geprägt. Das sei das Ergebnis einer nicht repräsentativen Umfrage des ZIA unter seinen betroffenen Mitgliedern. Demnach hätten alle Vermieter während des Corona-Shutdowns bei ihren Mietverträgen über Mietzins-Stundungen oder Reduktionen erhandelt.
Bei über 40 Prozent der Vermieter ginge es dabei um mehr als 70 Prozent ihrer Mietverträge. Insgesamt konnten die Vermieter bereits im Rahmen des Shutdown bei bis zu 90 Prozent ihrer Mietverträge eine Einigung mit ihren Mietern erzielen. Es gebe zudem schon Einigungen für die Miete in der Zeit danach.
Die Ergebnisse zeigten zudem, dass es den Vermietern vornehmlich um eine langfristige Bindung des Mieters gehe. Diesen Maßstab gaben 100 Prozent der Umfrageteilnehmer an. Für 85 Prozent spielte darüber hinaus die Leistungsfähigkeit des Mieters eine Rolle.
Trotz Homeoffice-Regelungen keine Einbrüche bei Büromieten
Unterdessen meldet das Portal ImmoScout24, dass die Gewerbemieten bislang weitgehend unberührt von der Corona-Pandemie scheinen. Dies zeigten die Ergebnisse des Mietpreisindex für Gewerbeflächen (GIMX) für das erste Halbjahr 2020, den ImmoScout24 Gewerbe zusammen mit dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) herausgibt.
Infolge der Kontakteinschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie schickten zahlreiche Unternehmen ihre Mitarbeiter ins Homeoffice. Auf die angebotenen Büromieten wirke sich das bislang nicht aus. Neun von zwölf der untersuchten Großstädte wiesen für die Angebotsmieten Zuwächse von mehr als zwei Prozent für das erste Halbjahr 2020 aus.
„Auch in Zukunft häufig Homeoffice“
Auch Analyse & Konzepte immo.consult fragte Mieter nach der Organisation der Arbeit während der Corona-Pandemie. 22 Prozent der Befragten gaben an, dass sie die komplette Arbeitszeit von zu Haus aus gearbeitet hätten, 19 Prozent immerhin teilweise. Nur 5 Prozent hatten das Homeoffice schon vor der Krise genutzt. „Während der Corona-Pandemie ist die Wohnung für sehr viele Menschen auch zum Ort des Arbeitens geworden“, sagt Katrin Trunec von Analyse & Konzepte immo.consult. „Die Akzeptanz für mobiles Arbeiten ist hierdurch stark gestiegen. Insofern gehen wir davon aus, dass auch in Zukunft die Wohnungen stärker als Büro genutzt werden. Das heißt: Arbeitszimmer werden an Bedeutung gewinnen, aber auch Aspekte wie eine gute Internetverbindung und zuverlässiger Schallschutz.“
Savills IM zum Arbeitsplatz der Zukunft: „Ende des Büros nicht in Sicht”
Die Befürchtungen, dass nach der flächendeckenden Homeoffice-Nutzung im Zuge der COVID-19-Pandemie künftig keine Büros mehr benötigt werden, sind nach Einschätzung des internationalen Immobilien-Investmentmanagers Savills Investment Management (Savills IM) übertrieben. Vor allem Büroobjekte in zentralen Geschäftslagen dürften kaum an Popularität einbüßen.
Die Pandemie habe zwar gezeigt, dass das Arbeiten von zu Hause für viele Unternehmen und Berufe möglich ist. Dennoch hätten internationale Umfragen ergeben, dass nur eine Minderheit der Arbeitnehmer vollständig von zu Hause aus arbeiten möchte, sobald die Normalität wieder hergestellt ist. Gründe dafür dürften sein: ungeeignete Arbeitsräume und -plätze, hohes Ablenkungspotenzial sowie der Mangel an persönlichem Austausch mit Kollegen.
Zu den weiteren Nachteilen gehörten Einsamkeit, Isolation und verschwimmende Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben. Der Zusammenhang zwischen Produktivität und persönlichen Interaktionen, die Kreativität und Wissenstransfer fördern, sei nicht zu unterschätzen. In Folge der COVID-19-Pandemie dürfte die hohe Verantwortung der Unternehmen zu einer verbesserten Qualität der Büroarbeitsumgebung führen. Dazu zählten zusätzliche (Schreibtisch-)Flächen, mehr Rückzugs-, Besprechungsbereiche sowie der verstärkte Einsatz technologischer Innovationen wie berührungsfreie Technologien und biometrische Verifikationssysteme.
Autor: Thomas Engelbrecht
aus: IVV September-Ausgabe >> mehr lesen
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