Reduzierung des Wohnungsbestandes als strategische Entscheidung
Unsere geringe Leerstandsquote ist nicht repräsentativ für den lokalen Markt, sondern das Ergebnis unserer langjährigen Bemühungen im Bereich Vermietung, Kundenservice und Digitalisierung«, erörtert René Stüpmann, Geschäftsführer der Wohnbau GmbH Prenzlau.
In Prenzlau, Kreisstadt der Uckermark, liegt der Leerstand nach Auswertungen des BBU, Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen e. V., bei 8,4 %, uckermarkweit bei 5,4 %.
Der Leerstand der Wohnbau GmbH Prenzlau liegt bei nur 3,5 %. Doch auch hier lässt sich eine langfristig steigende Tendenz ablesen. Besonders betroffen sind Wohnungen in den oberen Etagen und Wohnlagen im äußeren Stadtbereich. Mehrfamilienhäuser im ländlichen Raum sind aufgrund der fehlenden Nachfrage kaum noch vermietbar. So baute das kommunale Unternehmen über den Jahreswechsel erneut ein Haus mit acht Wohneinheiten im Dorf Seelübbe zurück.
Anpassung des Wohnungsangebots an die Nachfrage
"Die Reduzierung unseres Wohnungsbestandes ist eine strategische Entscheidung", sagt Wohnbau-Geschäftsführer René Stüpmann. Bereits 2019 wurde der erste leerstehende Block in Seelübbe zurückgebaut, fünf Jahre später war nun auch das zweite Wohnhaus leergezogen. Im letzten verbliebenen Mehrfamilienhaus sind derzeit noch fünf der sechs Wohnungen vermietet. Neben der Anpassung des Wohnungsangebots an die Nachfrage dient der Rückbau auch der Aufwertung des Wohnumfeldes. Für die nun brachliegenden Grundstücke in Seelübbe beispielsweise läuft ein Bebauungs-Plan-Verfahren, um diese zukünftig für den Eigenheimbau nutzbar zu machen.
Zwei weitere Objekte wird die Wohnbau GmbH Prenzlau in diesem Jahr in Prenzlau zurückbauen lassen. Dabei handelt es sich um zwei sanierungsbedürftige Geschäftshäuser, eines davon mitten im Prenzlauer Zentrum. Perspektivisch sollen hier neue Wohnungen entstehen. Wann diese jedoch gebaut werden können, kann der Geschäftsführer nicht vorhersagen:
Wir können derzeit aus wirtschaftlichen Gründen keine Neubauprojekte umsetzen. Die Kostenmiete für diese Wohnungen würde aktuell bei 20 bis 25 Euro pro Quadratmeter liegen und ist an einem lokalen Markt mit einer Durchschnittsmiete von unter 6 Euro und im Hinblick auf ein Überangebot nicht tragbar.«
Langfristige Investitionsentscheidungen gefragt
Für den ländlichen Raum gibt es derzeit keine Förderprogramme für Rückbaumaßnahmen. Zudem sind die Kosten für den Rückbau im Vergleich zum Jahr 2019 erheblich gestiegen. Dabei spielen nicht nur die allgemeine Baukostenentwicklung eine Rolle, sondern auch die umweltrechtlichen Anforderungen. Aspekte des Natur- und Umweltschutzes sowie die Entsorgung bestimmter Baustoffe verteuern die Maßnahmen zusätzlich.
Die Baukostenentwicklung der vergangenen Jahre kann die Wohnbau GmbH Prenzlau nicht durch steigende Mieteinnahmen kompensieren. Hinzu kommt ein zunehmender Leerstand. Aus dieser Gemengelage heraus verringert sich unser wirtschaftlicher Handlungsspielraum.«
Balance zwischen Wirtschaftlichkeit und Stadtentwicklung
Der Wohnungsmarkt ist geprägt von langfristigen Investitionsentscheidungen. In einem Marktumfeld mit niedrigem Mietniveau und einer schrumpfenden Bevölkerung ist ein Leerstandsanstieg zu erwarten. Die Herausforderung besteht darin, den Wohnungsbestand zukünftigen Bedarfen anzupassen - durch Rückbaumaßnahmen, Ankäufe oder Neubauten sowie Modernisierungen. Doch ohne staatliche Unterstützung oder neue Förderprogramme bleiben die Möglichkeiten begrenzt.
Video zum Abriss in Seelübbe
Die Wohnbau GmbH Prenzlau steht damit beispielhaft für viele Wohnungsunternehmen im Nordosten Deutschlands: Sie muss einen Weg finden, um den Spagat zwischen Wohnraumerhalt, wirtschaftlicher Tragfähigkeit und langfristiger Stadtentwicklung erfolgreich zu bewältigen.
Quelle: Wohnbau Prenzlau
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Martina Eisinger

