Qualitätssiegel „Gewohnt gut“ für Forster Wohnungsbau

Smart-Home-Technik hilft Demenzkranken

Mit der Kernsanierung eines leerstehenden Plattenbaus und dem Umbau in ein Wohngebäude für Demenzerkrankte im Stadtzentrum hat die Forster Wohnungsbau GmbH (FWG) wesentlich zur Verbesserung der sozialen Infrastruktur in der Lausitzstadt beigetragen.

Gruppenfoto (1. Reihe vorne, von links nach rechts): Jan Gebauer (Geschäftsführer FWG Forst), Kathrin Mölneck (BBU), Ina Bartmann (Staatssekretärin im Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung), Dagmar Klinke (ehem. Geschäftsführerin FWG Forst), Bürgermeisterin Simone Taubenek, Maren Kern (BBU-Vorständin), Robert Richter (Geschäftsführer FWG Forst). Foto: BBU
Gruppenfoto (1. Reihe vorne, von links nach rechts): Jan Gebauer (Geschäftsführer FWG Forst), Kathrin Mölneck (BBU), Ina Bartmann (Staatssekretärin im Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung), Dagmar Klinke (ehem. Geschäftsführerin FWG Forst), Bürgermeisterin Simone Taubenek, Maren Kern (BBU-Vorständin), Robert Richter (Geschäftsführer FWG Forst). Foto: BBU

Für das innovative Projekt wurde das kommunale Wohnungsunternehmen von BBU-Vorständin Maren Kern und Brandenburgs Infrastruktur-Staatssekretärin Ina Bartmann mit dem Qualitätssiegel „Gewohnt gut – fit für die Zukunft“ ausgezeichnet.

SMART-CITY-FORST – Wohnprojekt im Quartier am Berliner Platz

Der in den 1970er-Jahren errichtete Plattenbau an der Berliner Straße im Stadtzentrum wurde von der FWG umfangreich kernsaniert. Nach einem zehnjährigen Leerstand stehen nun auf fünf Geschossen insgesamt 1.300 Quadratmeter Wohnfläche und 500 Quadratmeter Gewerbefläche zur Verfügung. Diese sind aufgeteilt in zwölf moderne und altersgerechte Wohnungen und zwei Wohngemeinschaften mit je zehn Plätzen. Senioren aller Pflegegrade erhalten hier ein neues Zuhause. Der Fokus liegt auf der Stärkung der Selbstständigkeit und Förderung eines selbstbestimmten Lebens. Die Gewerbefläche ist an eine Bäckerei und Konditorei vermietet. Ein Mehrzweckraum im Erdgeschoss soll für interne und externe Veranstaltungen genutzt werden, unter anderem für Familienfeiern der Bewohner. Für die Versorgung mit Energie wurde das Gebäude an das städtische Fernwärmenetz angeschlossen, wodurch zertifizierte „grüne“ Fernwärme genutzt werden kann.

Eröffnung in Anwesenheit der schwedischen Königin

Innerhalb von rund zwei Jahren (Baustart Anfang 2021, Erstbezug September 2022, Fertigstellung Juni 2023) hat die FWG das Gebäude umgebaut. Die Eröffnung am 1. September 2023 fand in Anwesenheit von Königin Silvia von Schweden statt, die sich mit ihrer Stiftung „Silviahemmet“ für Demenzerkrankte engagiert. Alle 32 Wohnplätze waren bereits vor der Fertigstellung vollständig vermietet und sind weiterhin – mit Warteliste – stark nachgefragt. Auf die Bezahlbarkeit hat die FWG großen Wert gelegt: Die Neuvermietungsmiete beträgt derzeit 8,50 Euro pro Quadratmeter. Die Vorauszahlungen für die Betriebskosten liegen bei 2,50 Euro pro Quadratmeter. Dazu kommen pro Bewohner die Kosten für die Pflege.

 Einsatz von Smart-Home-Technologien und KI

Vor Ort werden Smart-Home-Technologie und ihre Prozesse erprobt, optimiert und den Nutzern zur Verfügung gestellt. Durch Rauchmelder in jeder Wohnung und Notrufleinen in den Bädern entsteht ein intelligentes Hausnotruf-System, das mehr Sicherheit bietet. Das System erkennt – unterstützt durch künstliche Intelligenz (KI) – eigenständig Gefahren und ruft automatisch Hilfe über den Hausnotruf. Zudem wurden Fenster-Sensoren installiert, die erkennen, ob ein Fenster über einen längeren Zeitraum geöffnet ist. Auch Waschbecken sind mit Sensoren ausgestattet, die das Wasser in der gesamten Wohnung abstellen können. Bei Rauchentwicklung wird der Herd automatisch ausgeschaltet. Alle Rauchwarnmelder messen gleichzeitig die Raumluftfeuchte, um darüber zu informieren, dass gelüftet werden soll. Sensoren an Lichtschaltern können registrieren, ob über mehrere Tage das Licht ausgeschaltet blieb. So können Signale verarbeitet und über einen Algorithmus zu Alarmen bzw. Notrufen weitergeleitet werden. In der Pilotphase wurden bereits vielversprechende Ergebnisse erzielt. Im letzten Schritt wird das Angebot der Smart-Home-Technologien den Mietern durch einen externen Betreiber zur Verfügung gestellt werden.

Einordnung in die Stadtentwicklung

Als Kleinstadt am Lausitzer Braunkohlerevier ist Forst direkt vom Strukturwandel betroffen. Aufgrund der demografischen und Arbeitsmarkt-Entwicklungen hat die Stadt zudem einen hohen Anteil an älteren Menschen. Diese Situation hat zu einem hohen Leerstand der Forster Wohnungsbaugesellschaft geführt, sodass auch über Jahre gewachsene Nachbarschaften an Stabilität verloren haben. In der Stadt leben aktuell rund 540 Menschen, die von einer Demenzerkrankung betroffen sind (3 %). Der Anteil wird laut Prognosen weiter steigen (3,6 % im Jahr 2030).

Die FWG-Geschäftsführer Jan Gebauer und Robert Richter sagen zur Zielsetzung des Projekts: „Um dieser Herausforderung zu begegnen, wurde das Wohnprojekt geplant und soll einen wesentlichen Bestandteil für die Etablierung moderner und altersgerechter Wohnformen in Forst leisten. Anfangs als Pilotprojekt gedacht, möchten wir das Konzept später auf weitere Wohnkomplexe erweitern, um einer Vielzahl an älteren und erkrankten Menschen die Möglichkeit zu geben, selbstbestimmt und in Gemeinschaft leben zu können.“ Bei der SMART CITY FORST handelt es sich um ein gebäudebezogenes Strukturentwicklungsprojekt, das in den kommenden Jahren auf weitere Objekte im innerstädtischen Raum ausgeweitet werden kann.

 Umfangreiche Kooperationen

Zur Umsetzung des Projekts ist die FWG eine Kooperation mit einem regionalen Netzwerk aus verschiedenen Service-Partnern eingegangen, die sich zum Teil auf den Umgang mit Demenzerkrankten spezialisiert haben. Als Generalmieterin für das Projekt konnte die Hoffbauer-Stiftung und die Klinikum Ernst von Bergmann gGmbH mit ihrer Tochtergesellschaft Ernst von Bergmann Care gGmbH gewonnen werden. Die Mitarbeiter unterstützen die Arbeit und orientieren sich dabei an den individuellen Bedürfnissen der Betroffenen und ihrer Angehörigen. Weitere Projektpartner sind die Lausitz Klinik Forst, die seit 2022 das Zertifikat „Demenzfreundliches Krankenhaus" führt.

 Rund fünf Millionen Euro investiert

In das Projekt hat die FWG insgesamt fünf Millionen Euro investiert. Diese wurden sowohl aus Eigenmitteln als auch aus Krediten finanziert.

BBU-Vorständin Maren Kern gratulierte: „Der Forster Wohnungsbau GmbH ist hier ein Leuchtturm-Projekt von hoher Strahlkraft gelungen. Die Kombination von Smart-Home-Technologie, professioneller Pflege für die Demenzerkrankten und dem hohen interdisziplinären Vernetzungsrad ist beeindruckend. Da parallel auch noch in zentraler Lage leerstehende Wohnungen hochwertig revitalisiert, ist das Quartier ein großer Gewinn für die ganze Stadt. Dies ist soziale Wohnungswirtschaft auf der Höhe der Zeit!“

Redaktion (allg.)

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