Editorial

Geringes Bewusstsein für die Bedeutung der Bewirtschaftung?

Die gemeinnützige Verbraucherberatungsgesellschaft co2online versucht mit einer Prognoseberechnung im November die Steigerung der Heizkosten zu beziffern. Die Bewohner eines Einfamilienhauses mit Gasheizung müssten danach im Jahr 2022 durchschnittlich 1.000 Euro mehr bezahlen als im Vorjahr. Bei einer durchschnittlichen Wohnung seien es 530 Euro mehr. Ohne die seit 1. Oktober geltende Mehrwertsteuersenkung auf Gas und die Soforthilfe im Dezember wären es durchschnittlich sogar noch 210 Euro beziehungsweise 120 Euro mehr. Damit bewegen sich Mieterhaushalte auf einem Heizkostenniveau, das auch Vermietern Sorgen bereitet.

1105
 Bild: Pixabay/ marcoreyesgt
Bild: Pixabay/ marcoreyesgt

Weil die Gefahr besteht, dass Mieter in Zahlungsschwierigkeiten geraten und damit das Mietverhältnis gefährdet sein könnte. Und weil Wohnungsunternehmen gegenüber den Energielieferanten in Vorkasse treten müssen und möglicherweise auf den kreditfinanzierten Summen sitzen bleiben. Nie hatten Eigentümer ein so unmittelbares Interesse an einem sparsamen Nutzerverhalten ihrer Mieter. Löst die Preis- und Versorgungskrise das Eigentümer-Nutzer-Dilemma auf? Sitzen Vermieter und Mieter – veranlasst durch extremen wirtschaftlichen Druck – erstmals in einem Boot?

Vor Beginn der aktuellen Energieknappheit war vielen Wohnungsunternehmen der Verbrauch an Strom, Wärme und Wasser in ihren Liegenschaften ziemlich schnuppe. So jedenfalls lassen sich die Ergebnisse einer Umfrage lesen, die der VdW Bayern und das landeseigene Wohnungsunternehmen BayernHeim GmbH unter 120 Genossenschaften und kommunalen Wohnungsunternehmen durchgeführt haben. Das Ergebnis der Umfrage finde ich erstaunlich, zeige es doch „ein geringes Bewusstsein für die Bedeutung der Bestandsbewirtschaftung und -verwaltung“.

Kann das sein? In der Wohnungswirtschaft?

Aus Sicht der BayernHeim GmbH und des VdW Bayern haben sozial orientierte Wohnungsunternehmen bei der betriebswirtschaftlichen Effizienz einen so großen Nachholbedarf, dass man nun Beistand beim Facility Management gewerblich und industriell genutzter Immobilien sucht. Aus diesem Grund wurde die Umfrage unter Mithilfe des Facility Management-Verbands RealFM organisiert.

Die Analyse des Status quo signalisiere, dass fast 60 Prozent der befragten Unternehmen keine Standards und Verfahren in der Bewirtschaftung und Verwaltung der Wohnimmobilien verfolgen. Die Studie stellt die Potenziale und Chancen für kommunale und genossenschaftliche Wohnungsunternehmen dar. Energieverbrauch senken, Warmmieten reduzieren und ESG-Kriterien erfüllen – das seien nur einige der aktuellen Herausforderungen, die durch die Verwaltung und Bewirtschaftung von Wohnungsimmobilien gelöst werden könnten (IVV immobilien vermieten & verwalten. Dezember-Ausgabe 2022, Seite 18).

Eine Bilanzierung der Liegenschaften nach ESG-Kriterienerfordert hochsystematischeVerfahren der Bewirtschaftung. Wer Energieverbräuche und Emissionen senken will, muss wissen, was in den Gebäuden vor sich geht.

Wie komplex die Datenerfassung und -aufbereitung von CO2-Emissionen ist, war Thema auf dem 4. IVV-Roundtable, den Zuschauer im Livestream verfolgen konnten und den Sie, liebe Leserinnen und Leser, jederzeit als Aufzeichnung anschauen können. (zum Video www.ivv-magazin.de/roundtable/esg-bilanzen). Wir dokumentieren die Diskussion mit Experten aus Industrie und Wohnungswirtschaft, IVV Dezember-Ausgabe 2022, Seite 12.

Wenn Sie ein Einfamilienhaus oder eine Doppelhaushälfte als Ganzes vermieten wollen und der Mieter auch den Garten nutzen darf, können Sie dieses Muster für den Abschluss eines Mietvertrags nutzen. Eine Mieterhöhung ist hier auf die ortsübliche Vergleichsmiete...

Thomas Engelbrecht

Thomas Engelbrecht
Chefredakteur
AnhangGröße
Beitrag als PDF herunterladen297.96 KB

◂ Heft-Navigation ▸

Artikel Geringes Bewusstsein für die Bedeutung der Bewirtschaftung?
Seite 3
6.12.2022
BayernHeim sieht große Lücken bei Wohnungsunternehmen
Das landeseigende Wohnungsunternehmen BayernHeim GmbH, der VdW Bayern und der Facility Management-Verband RealFM haben sich zusammengetan, um die Bestandsbewirtschaftung in kommunalen und...
17.4.2025
Nachwuchsförderung in der Wohnungswirtschaft
Das Abitur in der Tasche – und dann? Viele Schulabgängerinnen und Schulabgänger verlassen ihre ländliche Heimat für ein Studium in der Großstadt. Auch in Prenzlau, einer Kleinstadt in Nordbrandenburg...
4.9.2024
Stärkung des Servicebetriebs
29.1.2025
Umfrage unter VdW Bayern
Fast ein Drittel der sozial orientierten Wohnungsunternehmen in Bayern wollen 2025 ihre Neubauinvestitionen erhöhen. Insgesamt sind 4.500 Mietwohnungen geplant. Grundlage dieser Aktivitäten bildet die...
22.10.2024
Schnell und kostengünstig CO2-Emissionen senken
Durch die Optimierung des Heizungsbetriebs – von Gasheizungen über Fernwärme bis hin zu Wärmepumpen und komplexeren regenerativen Systemen – können im Durchschnitt Einsparungen von 16 Prozent erzielt...
4.10.2022
Auszeichnung Immobilienverwalter des Jahres
Für überzeugende Konzepte der Nachwuchsförderung hat der VDIV drei Unternehmen als „Immobilienverwalter des Jahres 2022“ ausgezeichnet.Die Ehrung erfolgte auf dem 30. Deutschen Verwaltertag in Berlin...