Barrierefreie Zugänge, Haltegriffe, Funklichtschalter, Sturzmelder oder Herdwächter: Die neue „Pflege@Quartier“-Musterwohnung der GESOBAU macht auch älteren Menschen, die Berührungsängste mit neuen technischen Geräten haben, erlebbar, wie intelligent vernetzte Technik und praktikable Wohnungslösungen das Älterwerden in den eigenen vier Wänden erleichtern und vor allem sicherer machen. Darüber hinaus will das kommunale Wohnungsunternehmen auch neue Möglichkeiten im Wohnumfeld schaffen, die ein selbstbestimmtes Leben im Alter erleichtern. In Zusammenarbeit mit dem Dienstleistungspartner Alma Via sind gemeinschaftliche Freizeit- und Sportangebote sowie Beratungs- und Betreuungsmöglichkeiten neu im Angebot.
Die Musterwohnung basiert auf dem mehrfach prämierten Wohn- und Versorgungskonzept „Pflege@Quartier“ der GESOBAU, das bauliche, soziale und pflegerische Komponenten gleichermaßen verbindet. Bereits seit 2015 hat das kommunale Wohnungsunternehmen ältere Menschen besonders im Fokus. Im Märkischen Viertel im Bezirk Reinickendorf im Norden Berlins gibt es 30 altersgerechte Modellwohnungen. Das Interesse an diesen barrierefreien Wohnungen ist groß, heißt es beim Unternehmen. GESOBAU sieht sich mit seinen Aktivitäten rund um das Seniorenwohnen auf dem richtigen Weg. Mit vergleichsweise geringen Kosten könnten viele alte Menschen in ihrem gewohnten Umfeld wohnen bleiben, anstatt dass sie in ein Pflegeheim ziehen müssten. Die Basisausstattung für Assistenzsysteme beziffert eine Unternehmenssprecherin mit 1.600 bis 2.000 Euro.
Lars Holborn, Prokurist und Geschäftsbereichsleiter Immobilienbewirtschaftung bei der GESOBAU sagte bei der Eröffnung der Musterwohnung, die Wohnungswirtschaft müsse den Entwicklungen unserer Gesellschaft wie dem demografischen Wandel Rechnung tragen und an alle Generationen denken. Das Berliner Wohnungsbauunternehmen verfolge einen ganzheitlichen Ansatz: „Mit barrierenfreiem Wohnen und der Unterstützung bei kleineren Umbaumaßnahmen oder dem Einbau von Alltagshilfen berücksichtigen wir auch die soziale und bedarfsgerechte Infrastruktur im Quartier.“
Die Leiterin Sozial- und Quartiersmanagement, Helene Böhm, wies darauf hin, dass die Möglichkeiten für altersgerechtes Wohnen vielfältig, aber oftmals nicht bekannt seien. „Uns ist wichtig, ältere und in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen über die diversen Alltagshilfen aufzuklären.“
Millionen altersgerechte Wohnungen fehlen
Laut einer Studie des Pestel-Instituts in Hannover fehlen in Deutschland derzeit 2,2 Millionen altersgerechte Wohnungen. Nur jede vierte von Senioren bewohnte Wohnung sei frei von Schwellen oder Bodenunebenheiten. Nur etwa 600.000 der Seniorenhaushalte hätten eine Wohnung, in der Menschen mit einem Rollator oder Rollstuhl zurechtkommen, heißt es in der Studie des Pestel-Instituts. In nur knapp 17 Prozent der Gebäude könnten Senioren ihre Wohnungen stufen- oder schwellenlos erreichen. Auch verfügten nur 22,4 Prozent aller Seniorenhaushalte über einen ebenerdigen Dusch-einstieg. Der Deutsche Baustoff-Fachhandel, der die Untersuchung in Auftrag gegeben hat, fordert eine Zuschussförderung für einen altersgerechten Umbau von Wohnungen. Laut Pestel-Studie werden bis 2040 mindestens 3,3 Millionen altersgerechte Wohnungen benötigt. Als größtes Armutsrisiko wird die Pflegebedürftigkeit im Alter genannt: Die stationäre Pflege koste durchschnittlich 2.410 Euro im Monat. Mehr als die Hälfte der Seniorenhaushalte habe allerdings weniger als 2.000 Euro netto im Monat zur Verfügung.
weiterlesen:
Interview zum Thema "Hat sich das Interesse an seniorengerechtem Wohnen und Ihren Angeboten im Pflege-Quartier seit Beginn des Projektes geändert?", mit Helen Böhm, Quartiersmanagerin bei der GESOBAU AG (ebenfalls aus IVV 07-08/23).
Christina Hövener-Hetz
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