VDIV-Branchenbaromter 2023

Hydraulischer Abgleich nicht zu schaffen

Die in § 3 Abs. 1 Nr. 1 b) EnSimiMaV eingeführte gesetzliche Pflicht, Gaszentralheizungssysteme in Wohngebäuden mit mindestens zehn Wohneinheiten bis zum 30. September 2023 hydraulisch abzugleichen, bringt erheblichen Mehraufwand für Immobilienverwaltungen und Wohnungseigentümergemeinschaften mit sich. Die Auswertung des VDIV-Branchenbarometers 2023 zeigt, dass mehr als 75 Prozent der Immobilienverwaltungen den hydraulischen Abgleich nicht in der geforderten Zeit schaffen werden.

Ein Heizungscheck soll helfen die Energiekosten zu reduzieren. Aber 75 Prozent der befragten VDIV-Mitglieder sehen sich zu einem hydraulischen Abgleich nicht in der Lage. BILD: Adobestock/ Holger Luck
Ein Heizungscheck soll helfen die Energiekosten zu reduzieren. Aber 75 Prozent der befragten VDIV-Mitglieder sehen sich zu einem hydraulischen Abgleich nicht in der Lage. BILD: Adobestock/ Holger Luck

Ist der Vorgeschriebene Heizungscheck in der Praxis nicht umsetzbar?

Der Branchenverband der Immobilienverwalter, VDIV Deutschland, hatte mehrfach angemahnt, die Frist zur Umsetzung praxisnah auszugestalten. Die notwendige Beschlussfassung zu der kostenintensiven Maßnahme ist mit Angebotseinholung und Durchführung der Eigentümerversammlung aufwendig vorzubereiten. Verwaltungsunternehmen sowie ausführende Handwerksbetriebe kämpfen zudem mit Fachkräftemangel bei gleichzeitig durch die Regelung steigendem Auftragsvolumen.

Umfrage unter den Mitglieder - VDIV-Branchenbarometer 2023

Nicht einmal ein Viertel der Unternehmen (22,8 Prozent) ist in der Lage, die gesetzliche Vorgabe erfüllen zu können. „Vor dem Hintergrund der hohen Anzahl an vorzunehmenden hydraulischen Abgleichen in den Wohngebäuden ist der Gesetzgeber gefordert, kurzfristig nachzubessern. Die Politik sollte die Realität im Blick haben. Das gilt für kleine wie große Gesetzesvorhaben. Wir fordern daher eine Verlängerung der Frist um ein Jahr“, so Martin Kaßler, Geschäftsführer des VDIV Deutschland.

Der VDIV Deutschland hatte bereits vor Inkrafttreten der EnSimiMav vor diesem Szenario gewarnt und daher im BMWK eine Ausdehnung der Frist auf den 15. September 2024 angeregt. Das entspricht der Regelung, die auch in § 3 Abs. 1 Nr. 2 EnSimiMaV für Wohngebäude mit mindestens sechs Wohneinheiten festgelegt wurde.

Hydraulischer Abgleich teuer und aufwendig

Insgesamt waren im Jahr 2021 in Deutschland rund 6,5 Millionen Gasheizungen in Betrieb. Durch eine Optimierung der Heizanlage kann der Energieverbrauch eines Gebäudes zwar um bis zu 15 Prozent sinken, einer Studie des Instituts für technische Gebäudeausrüstung Dresden (ITG) zufolge wiesen allerdings 85 Prozent der Wohngebäude im Jahr 2018 keinen hydraulischen Abgleich auf.

Im Vergleich zu den in § 2 EnSimiMaV geregelten Maßnahmen zur Heizungsoptimierung handelt es sich hierbei um einen sehr kostenaufwendigen technischen Vorgang, bei dem es fraglich ist, ob dieser in jedem Bestandsgebäude tatsächlich zielführend ist. Je nach Größe einer Wohneinheit ist mit Kosten von 500 bis 1.000 Euro pro Einheit zu rechnen.

Der Geschäftsführer des VDIV Deutschland, Martina Kaßler, hält virtuelle Eigentümerversammlungen als zusätzliche Versammlungsmöglichkeit oder Umlaufbeschlüsse mit einem abgesenkten Quorum für ein wichtiges Instrument für die Umsetzung gesetzgeberischer Vorgaben.

Die ausführlichen Umfrageergebnisse sind beim VDIV bestellbar.

Quelle: VDIV

weiterlesen. Fachartikel der IVV "Sanierung in der WEG: Vielen Eigentümern fehlt das Geld"

Martina Eisinger

Redaktionelle Mitarbeiterin
Ein Kellerraum muss nicht und schon gar nicht kostenlos im Rahmen des Wohnraummietvertrages dem Mieter zur Verfügung gestellt werden. Eine getrennte Anmietung bietet den Vorteil, dass der Kellerraummietvertrag nicht dem mieterschützenden Wohnraummietrecht...
Printer Friendly, PDF & Email
12.6.2023
Pflichten zur Sicherung der Energieversorgung
Wohnungseigentümergemeinschaften sind verpflichtet, bis September 2023 Gaszentralheizungen überprüfen und von Fall zu Fall einen hydraulischen Abgleich durchführen zu lassen. Darauf weist der Verband...
31.10.2022
Heizenergie sparen in der WEG
Die neue „Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung durch mittelfristig wirksame Maßnahmen“ (EnSimiMaV) ist seit 01. Oktober in Kraft. Sie schreibt für Gaszentralheizungen in Wohngebäuden mit...
17.11.2022
Kosten- und Energieeinsparpotenziale
Diese heiße Frage stellen sich viele Vermieter zur kalten Jahreszeit: Laufen die Heizungsanlagen im Bestand optimal? Gibt es Wärmeverluste bei der Wärmeerzeugung? Sollte ich einen hydraulischen...
18.12.2023
Gesetze und Verordnungen
Wie immer zum Jahreswechsel treten neue Gesetze und Verordnungen in Kraft. Was für Eigentümer wichtig wird.
25.7.2022
Heizkosten
Das Thema Heizkosten erregt die Gemüter mitten in der Sommerzeit. Kein Wunder, auf Vermieter und Mieter kommt einiges an Mehrkosten zu. Wirtschaftsminister Robert Habeck spricht in Interviews vom...
10.1.2024
Heizungsoptimierung gemäß GEG
Für ältere Heizungsanlagen in größeren Wohngebäuden wird eine Prüfung künftig Pflicht. Das sieht die am 1. Januar 2024 in Kraft getretene Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) vor. Stellt die...