Corona: Auswirkungen in der Arbeitswelt
Erwartungen und Wünsche an den Arbeitsplatz der Zukunft
Die Umfrage „People at Work 2021: A Global Workforce View“ befragte mehr als 32.000 Arbeitnehmern in 17 Ländern und offenbarte überraschende Ergebnisse bei den Einstellungen von Arbeitnehmern auf globaler und lokaler Ebene.
Im Zuge der Gesundheitskrise wurden die üblichen Arbeitsmodelle und Arbeitszeiten den Prüfstand gestellt. Bei der Anzahl der unbezahlten Überstunden ist ein deutlicher Anstieg von durchschnittlich 7,3 auf 9,2 Stunden pro Woche zu verzeichnen. Der höchste Anteil davon entfällt auf hybrid arbeitende Mitarbeiter, die abwechselnd zu Hause und im Büro arbeiten. Gleichzeitig haben Arbeitnehmer das Gefühl, dass sie mehr flexible Arbeitsoptionen nutzen können: Das geben heute zwei Drittel (67 %) an, während vor der Pandemie nur etwas mehr als ein Viertel (26 %) dieser Aussage zugestimmt haben.
Auswirkungen auf Flexibilität und Optimismus
Fast die Hälfte (47 %) der Arbeitnehmer berichten, dass ihre Vorgesetzten ihnen mehr Flexibilität ermöglichen, als es die Unternehmensrichtlinie vorschreibt. Dies zeigt, dass Manager bereits auf die geänderten Anforderungen und Erwartungen hinsichtlich einer flexibleren Arbeitseinteilung reagiert haben.
Aber, es wurde nicht nur die reguläre Arbeitszeit erschüttert, sondern auch der Optimismus. Covid-19 drückt die Stimmung der Arbeitnehmer: Die Mehrheit (86 %) der Beschäftigten geben zwar weiterhin an, dass sie die nächsten fünf Jahre am Arbeitsplatz optimistisch einschätzen. Das ist jedoch ein Rückgang gegenüber den 92 % vom Vorjahr. Diese Entwicklung ist verständlich, da mehr als ein Viertel (28 %) der Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verloren haben oder beurlaubt bzw. von ihren Arbeitgebern vorübergehend freigestellt wurden. Darüber hinaus musste fast jeder Vierte (23 %) eine Gehaltskürzung akzeptieren.
Viele Mitarbeiter sind der Ansicht, dass die Corona-Pandemie einen positiven Effekt auf Aspekte wie die Flexibilität und die Weiterentwicklung von Fähigkeiten haben wird. Unternehmen sollten auf diese Einstellungen reagieren und Mitarbeiter bspw. gezielt Weiterbildungen und Schulungen anbieten, oder – je nach Möglichkeiten der Tätigkeit – individuell auf flexible Arbeitsmodellwünsche eingehen.
Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben
Einer der zentralen Aspekte der Covid-19-Pandemie ist die Art und Weise, wie sie die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben erschwert hat. Infolgedessen kam es zu einigen schwierigen Entscheidungen. Zwei Drittel (67 %) der weltweit beschäftigten Befragten berichten, dass sie aufgrund der Pandemie in Bezug auf ihr Berufs- und Privatleben einem Bereich Priorität einräumen oder einen Kompromiss eingehen mussten. Sie mussten sich entweder zwischen ihrer Arbeit und ihrer Gesundheit entscheiden, weil die Präsenzarbeit mit einem gesundheitlichen Risiko verbunden ist, oder zwischen ihrer Arbeit und der Familie, weil es sonst bei Lockdowns schwierig ist, sich um Angehörige oder um das Homeschooling der Kinder zu kümmern.
Für viele Menschen war es nicht einfach, sowohl ihre privaten Bedürfnisse als auch ihre beruflichen Pflichten zu erfüllen. Das Verschwimmen der Grenzen zwischen beiden Welten erfordert von Arbeitgebern wie Arbeitnehmern eine neue Achtsamkeit und eine beständige Kommunikation.
Wechsel des Arbeitsorts nach Hause wirkte sich nicht negativ aus
Der Wechsel des Arbeitsorts nach Hause hat sich nicht wie erwartet negativ ausgewirkt. Mitarbeiter, die zu 100 % im Homeoffice arbeiten, sind immer noch engagierter und resilienter als diejenigen, die nicht in Telearbeit sind.
Das Vertrauen in die Teamleitung ist nach wie vor die Grundlage für das Engagement. Arbeitnehmer sind 14-mal häufiger voll engagiert, wenn sie der Teamleitung vertrauen. Unternehmen und Führungskräfte sollten daher dafür sorgen, dass Mitarbeiter ein Vertrauensverhältnis aufbauen können. Wertschätzung, Anerkennung und eine kontinuierlich geführte Kommunikation spielen hierbei eine essenzielle Rolle.
Empfehlung an Personalverantwortliche
Verstehen Sie die Gründe, warum sich die Menschen für oder gegen flexibles Arbeiten entscheiden, und nutzen Sie dies, um bessere Richtlinien zu entwickeln. Nehmen Sie auch eine „Leistung statt Präsenz“-Mentalität an, indem Sie sich auf die Arbeit konzentrieren, die die Mitarbeiter tatsächlich leisten. Schaffen Sie sinnvolle Gelegenheiten, um die virtuelle Beteiligung mit der im Büro geleisteten Arbeit zu integrieren.
Die Wahrnehmung von Fairness spielt eine entscheidende Rolle für die Loyalität und das Engagement von Arbeitnehmern, was sich wiederum auf die Produktivität und die Bindung von Talenten auswirkt – und darüber hinaus auf die Reputation.
Blick nach vorn
Trotz des Drucks der Corona-Pandemie und der Unklarheit darüber, wie lange ihre Auswirkungen anhalten werden, bleibt die Stimmung der Arbeitnehmer – zumindest für 82 % – positiv. Insbesondere im Hinblick auf den beschleunigten Übergang zu flexiblen Arbeitsmustern oder die Entwicklung neuer Fähigkeiten, die Arbeitnehmern bei der Erholung der Weltwirtschaft für die „neue Normalität“ zugutekommen sollten.
Für viele Arbeitnehmer steht die Job- oder finanzielle Sicherheit im Vordergrund. In einem Jahr, in dem viele Unternehmen vorübergehend oder dauerhaft schließen oder ihre Geschäftstätigkeit erheblich ändern mussten, waren die Auswirkungen der Disruption und der Unsicherheit auf die Belegschaft tiefgreifend.
Die Herausforderung für Arbeitgeber und HR-Teams besteht nun darin, Wege zu finden, um die positiven Aspekte zu nutzen und die negativen Aspekte so weit wie möglich zu mildern, um sicherzustellen, dass die Mitarbeiter optimistisch, motiviert und befähigt bleiben, gute Fortschritte zu erzielen.
Autor: Martijn Brand, Senior Vice President, General Manager Central Europe, ADP
Studie „People at Work 2021: A Global Workforce View“ 2021 (PDF, 48 Seiten)
Den ausführlichen Artikel lesen Sie bei der Zeitschrift Arbeit und Arbeitsrecht
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