Heizkosten sparen

Klimawandel erzwingt nachhaltigen Gebäudebetrieb

Für Wohnungsunternehmen und Mieter gibt es gute Nachrichten: Mit gering-investiven Maßnahmen sind Energie-Einsparpotenziale von 10% bis 20% je Liegenschaft drin. Das ist ein Ergebnis des Forschungsprojekts „BaltBest“ von der Immobilienhochschule EBZ Business School (FH).

Professor Grinewitschus und Forschungsteammitglied Simon Jurkschat überprüfen die Messdaten. FOTO: EBZ/ Andreas Molatta.jpg
Professor Grinewitschus und Forschungsteammitglied Simon Jurkschat überprüfen die Messdaten. FOTO: EBZ/ Andreas Molatta.jpg

Das Forschungsprojekt beschäftigte sich damit, was in einem Wohngebäude im Wechselspiel von Mensch und Technik geschieht. Balt-Best, das Akronym steht für „Einfluss der Betriebsführung auf die Effizienz von Heizungsaltanlagen im Bestand“, untersuchte Heizungsaltanlagen im Wohngebäudebestand und stellte das Zusammenwirken von Heizanlagentechnik, Bauphysik und Mieterverhalten in den Fokus.

Komplexes Monitoring über drei Jahre hinweg

Dass umfangreiche Monitoring umfasste mehr als 7.000 Sensoren, 4 Milliarden Messwerte, 1.200 Haushalte und über 250 Befragungen. Damit liefert BaltBest einen in Breite und Tiefe bisher nicht dagewesenen Einblick in die Wärmekette von Bestandsliegenschaften.

Die Stellschrauben sind: verbesserte Gebäudetechnik, optimierte Betriebsführung, adäquates, technikunterstütztes Mieterverhalten.

Das Projekt unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Viktor Grinewitschus von der EBZ Business School (FH) wurde mit 1,1 Millionen Euro gefördert, lief über 3 Heizperioden (12/2018-11/2021) und ist das größte Forschungsprojekt seiner Art in Deutschland. Die Resultate sind von hoher Bedeutung angesichts der gegenwärtigen Preissteigerungen auf dem Energiesektor und den Zielen der Klimawende.

Die Resultate, die das Team von Prof. Grinewitschus vorstellte, weisen beeindruckende Einsparpotenziale aus. In Summe ergeben sich in der Wärmeerzeugerdimensionierung, der Ausgestaltung der Anla-gentechnik, der Anlagenbetriebsführung und der Nutzerassistenz Einsparpotenziale von 10 % bis 20 % je Liegenschaft. Je nach Problemlage ergab sich in den unterschiedlichen Liegenschaften:
• 10% Energieeinsparung durch die Optimierung der Betriebsführung.
• 14% Energieeinsparung durch Kesseltausch.
• 10% Energieeinsparung, verwandelt man die Vielverbraucher unter den Mietern in Normal-verbraucher.
• Ein bis zu 10% erhöhter Jahresgasverbrauch bei 79% aller Kessel deshalb, weil sie im Sommer (Juni – August) nicht abgeschaltet, sondern aktiv waren.

Heizverhalten und Überkapaziäten sind "schuld"

Schlecht dimensionierte und eingestellte Anlagen schaffen Verschwendungspotenziale, die die Verbräuche steigen lassen. Die Energievergeudung beruht im Wesentlichen auf einer Mixtur aus Überkapazitäten und einem sorglosen Umgang mit Heizung und Wohnungslüftung durch die Mieter. BaltBest verdeutliche, wie stark sich Technik und Mieterverhalten, aber auch Mieter untereinander sich wechselseitig beeinflussen. Stark streuende Verbräuche zwischen Wohnungen im selben Gebäude in fast allen Liegenschaften dokumentieren dies, so der Wissenschaftler Prof. Dr.-Ing. Grinewitschus.

Folgende Handlungsfelder wurden aus dem Forschungsprojekt herausgearbeitet:
1.) Aktuell können Mieter ihren Energieverbrauch – auch und vor allem im Vergleich zu ihren Nachbarn – nur schwer einschätzen. Hier bedarf es eines viel stärkeren Feedbacks für die Mieter zu aktuellen Verbräuchen und Einsparmöglichkeiten. Die Kommunikation der Wohnungsunternehmen mit ihren Mietern muss verstärkt in diese Richtung führen.

2.) Mit Smart-Home-Systemen – sofern sie bedienfreundlich sind! – lässt sich die Raumheizung besser an den Bedarf anpassen und kann gespart werden. Doch es nutzt wenig, wenn nur ein Mieter im Mehrfamilienhaus smart heizt: Das Heizverhalten der anderen kompensiert meist die Einspargewinne. Abhilfe schafft hier eine umfassende Digitalisierung der Anlagentechnik, also eine smarte Gebäu-detechnik. Nur so kann eine gleichmäßige Wärmeverteilung im Gebäude erreicht und eine Überver-sorgung verhindert werden.

3) „Mit einer funktionierenden Messinfrastruktur kann man die Unternehmen der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in die Lage versetzen, mit einem vertretbaren finanziellen Aufwand Energieverbräuche in den Liegenschaften zu erzielen und auch zur kurzfristigen Senkung der CO2-Emissionen im Bestand beizutragen“, sagt Prof. Grinewitschus. „Für die kontinuierliche Potenzialhebung braucht es allerdings ein Monitoring – nicht eine einmalige Einstellungsaktion.“ Kurzum: Ein Energiemonitoring für jede Liegenschaft ist Voraussetzung dafür, um nachzuvollziehen, was, wann und wo im Wechselspiel von Gebäudetechnik und Mensch geschieht, um Fehler im System aufzudecken und zu beheben.

4) Alle Beteiligten waren sicher, dass die durch BaltBest aufgezeigten Einsparpotenziale ohne großen Eingriff gehoben werden können. „Man braucht aber das Know-how, die Technik, die Aufmerksamkeit und das Bemühen bei allen Beteiligten auf Seiten der Mieter und der Vermieter, diese Potenziale zu erschließen“, sagt Prof. Grinewitschus. Er wird die Resultate aus BaltBest und das Know-how in Sachen Dateninfrastruktur und Monitoring der Immobilienwirtschaft und Energiedienstleistern kurzfristig mithilfe von Leitfäden und Workshops zur Verfügung stellen.

Quelle: EBZ Business School. Weitere Informationen unter: https://www.energieeffizient-wohnen.de/baltbest

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