Das Areal zwischen Rotweg, Fleiner Straße und Schozacher Straße wird zu einem idealen Reallabor, in dem erprobt wird, wie bedarfsgerechter und bezahlbarer Wohnraum geschaffen und quartiersbezogene Konzepte umgesetzt werden können. Dabei ist eine ausgeprägte Beteiligungskultur von großer Bedeutung.
Im Reallabor soll interdisziplinär, resilient und generationengerecht erkundet werden, wie Wohnen und Zusammenleben in einem Quartier der 1950er-Jahre langfristig tragfähig für alle gestaltet werden kann. Nicht zuletzt soll sich zeigen, wie übertragbar das herausgeschälte Konzept auf andere Quartiere ist.
Die (Wohn-)Bedarfe sind recht unterschiedlich, genau wie die Herkunftsgeschichten der Bewohner.
Vorzeigeprojekt für die "Grundversorgung Wohnen“ in Stuttgart
Gravierende Veränderungen dieses Quartiers sind aus städtebaulicher, wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht wichtig für die Entwicklung des Stadtteils. Die Chance, hier modellhaft ein Vorzeigequartier zu entwickeln, das seinen Teil zur „Grundversorgung Wohnen“ in der baden-württembergischen Landeshauptstadt beiträgt und in einem hohen Maß der Lebenswirklichkeit des Stadtteils entspricht, ist hier besonders hoch.
Die beiden Genossenschaften BGNH und BGZ besitzen bereits jetzt gemeinsam 1.300 Wohneinheiten (in Stuttgart-Rot gibt es ca. 3.000 Wohneinheiten mit rund 6.000 Bewohnenden). Basierend auf dieser Ausgangslage gibt es zahlreiche Handlungsoptionen, fairen Wohnraum zu schaffen, und darüber hinaus die Aufgabe, einer Dynamisierung der Preise entgegenzuwirken.
Die Initiativen und Maßnahmen unter der Überschrift „WohnquartierPlus Stuttgart-Rot“:
• Wohnraum für alle Lebenslagen anzubieten (beispielsweise junge Familien, Singles, Seniorinnen und Senioren oder Menschen mit Unterstützungsbedarf)
• Nachbarschaft und gutes Miteinander zu fördern
• Älterwerden im Quartier zu ermöglichen: Hilfe vor Ort, wenn Unterstützung benötigt wird
• Neubauten mit barrierefreien und geförderten Wohnungen
• Einrichtungen in der Fleiner und Prevorster Straße
• Eröffnung eines WohnCafés (Nachbarschaftstreff)
• Einrichtung einer Tagespflege
Das Besondere:
• Zusammenschluss von verschiedenen Partner:innen vor Ort im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung
• Keine Begrenzung der Entwicklung auf die rund 1.700 Wohnungen der Partner BGNH, BGZ und Flüwo
• Angebot richtet sich an alle Bewohner:innen von Stuttgart-Rot
Bewohner:innen sollen sich ausrobieren
In den Zwischenräumen der aktuell noch bestehenden Zeilenbebauung im Quartier „Am Rotweg“ wird als eine Art mobiles Amphitheater temporär ein Experimentierlabor eingerichtet. Auf dieser „Laborbühne“ sollen verschiedene Themen rund ums Wohnen und die Schaffung von Wohnraum mit den Bewohner:innen aus Rot, aber auch mit Institutionen, Hochschulen, IBA’27, Stadtverwaltung, Initiativen sowie Expertinnen und Experten diskutiert und erlebbar gemacht werden.
Bewohner:innen sollen testen können: Sind neue Wohnformen etwas für mich? Kann ich mir vorstellen, eine Wohnung im Quartier zu beziehen oder hab ich Bedarf im Quartier
Erkenntnisse für das „Wohnen von morgen“
Partnerinnen und Partner sind neben den Mieter:innen das Studierendenwerk (temporäres Wohnen für Studierende), das Wohlfahrtswerk (Wohnraumversorgung von Pflegekräften und Auszubildenden in der Pflege) sowie die Diakonie Stetten oder auch die Hochschule für Technik (Experimentelle Wohnkonzepte). Gemeinsam mit der Landeshauptstadt Stuttgart wurde zudem aktuell eine Kooperation zur Unterbringung von geflüchteten Familien auf den Weg gebracht.
Durch die Kooperation mit der Hochschule für Technik Stuttgart (Masterstudiengang International Master of Interior-Architectural Design) wirken und „wirbeln“ seit 2019 Studierende aus Indien, der Türkei, den USA, der Schweiz und Deutschland intensiv im internationalen Team im Quartier mit und entwerfen im Reallabor Stuttgart-Rot neue Wohn- und Lebensformen in den Zeilenbauten des Quartiers.
Gemeinsam genutzte Infrastruktur, die Neudefinition der Verortung von Wohnen, Arbeiten, Begegnen und Teilen sowie die Aufwertung des öffentlichen Raums für „alte“ und „neue“ Bewohnende des Quartiers spielen dabei thematisch eine große Rolle und liefern nicht zuletzt wichtige Erkenntnisse für das „Wohnen von morgen“.
Viele Quartiere dieser Art sind in den 1950er- und 1960er-Jahren entstanden und stehen in den kommenden Jahren vor ähnlichen Herausforderungen. Mit einem schnellen Start wird in Rot über das Engagement der Partner:innen dafür gesorgt, dass zeitnah vorzeigbare, bildhafte und wissenschaftliche Ergebnisse vorliegen.
Quelle und weitere Infos:
Neues Heim - Die Baugenossenschaft eG (BGNH), www.bgneuesheim.de
Baugenossenschaft Zuffenhausen eG (BGZ), www.bg-zuffenhausen.de
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