Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) möchte, dass Bauschutt-Recycler Walter Feeß beim nächsten Strategiedialog für Bauwirtschaft und Wohnungsbau über Kreislaufwirtschaft für mineralische Wertstoffe spricht.
„Wir müssen dieses Verfahren flächendeckend forcieren, weil es die natürlichen Ressourcen von Sand und Kies schont sowie die Deponierung von Schutt und die Emissionen durch lange Transportwege vermeidet“, fasste Kretschmann zusammen, was er bei Feeß gelernt hat. Walter Feeß, der selbst viele Verfahren und Prozesse entwickelt hat, erklärte dem Ministerpräsidenten, woran CO2-neutrales Bauen noch scheitert.
„Bei der öffentlichen Hand gibt es noch zu viele Vorbehalte gegen Recycling-Baustoffe“, so der 67-jährige Unternehmer. Bauingenieure und Architekten müssten im Studium mehr über Kreislaufwirtschaft im Hochbau lernen. Dazu gehörten Themen wie Demontierbarbeit und Rezyklierbarkeit von Baustoffen. 70 bis 80 Prozent bestehender Gebäude seien recycelbar, „wenn man es richtig macht, so Feeß.
Bundesweit seien Millionen Lkw-Transport-Kilometer einsparbar, wenn man regional handele. Im Stuttgarter Hafen nahm der Bauschuttrecycler 2021 einen Aufbereitungsplatz in Betrieb, um Material aus der Landeshauptstadt innerstädtisch zu verarbeiten und den drei Betonwerken im Umkreis von 1.000 Metern als Zuschlagstoff zuzuführen. Das mache das Bauen sogar günstiger, argumentiert Feeß, der auch veraltete Baunormen kritisiert, die modernen Aufbereitungsverfahren nicht mehr entsprächen und deshalb zu geringe Zuschlagquoten definierten. Einig ist sich der Fachmann mit vielen Architekten, dass herkömmliche Isolierungen von Gebäuden nicht mehr zeitgemäß seien. Die Bauwerke könnten dann nicht atmen und bei deren Rückbau erschwere das Material die Sortierbarkeit und Verwertbarkeit.
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Leonhard Fromm
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