Editorial 04/25

Unter der neuen Regierung braucht es mutige Unternehmer

Als diese Zeilen entstanden, wurde Friedrich Merz vom Parlament zum Bundeskanzler gewählt und die schwarz-rote Koalition nahm die Regierungsgeschäfte auf. Jeder Neuanfang lässt hoffen. Aber worauf kann unsere Branche in Sachen Wohnungsbau hoffen? Wir haben wichtige wohnungspolitische Willensbekundungen aus dem schwarz-roten Koalitionsvertrag zusammengefasst (S. 20 + 22).

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 Bild: Adobestock/ my_stock
Bild: Adobestock/ my_stock

Zentral aus meiner Sicht das Versprechen, in den ersten 100 Tagen einen Wohnungsbau-Turbo ins Baugesetzbuch einzuarbeiten sowie das Bekenntnis zum Gebäudetyp E, also zum einfachen Bauen. Für den Bau-Turbo hat die gescheiterte Ampel-Koalition mit dem Entwurf für einen Paragraphen 246e im Baugesetzbuch Vorarbeit geleistet. Damit sollte der Wohnungsbau in angespannten Märkten vereinfacht und beschleunigt werden, indem kein gesonderter Bebauungsplan vorgelegt werden muss. Der Wohnungsbau durch Etagenaufstockungen und Dachausbauten soll erleichtert werden. Künftig sollen Erweiterungen von Gebäuden überall und nicht mehr nur in angespannten Wohnungsmärkten möglich sein, insbesondere Aufstockungen, auch quartiersweise oder stadtweit, ohne dass ein Bebauungsplan geändert werden muss. In Innenstädten soll leichter verdichtet gebaut werden können, das heißt in zweiter Reihe oder auf Höfen.

Auf diesen Wegen muss die neue Regierung mit Beharrungskräften und Bedenkenträgern rechnen. Was die beschleunigten, vereinfachten Verfahren angeht, so kommt es darauf an, ob die Kommunen Fenster und Türen öffnen, um diesen frischen Wind in die Amtsstuben wehen zu lassen. Denn der Turbo ist eine Option, keine Pflicht. Wer nach dem Gebäudetyp E Wohnungen bauen möchte und Abweichungen von den anerkannten Regeln der Technik transparent in seinen Verträgen formuliert, muss ebenfalls mit Gegenwind rechnen. Heerscharen von Verbraucherschützern und Juristen werden das Ende des Verbraucherschutzes an die Neubauwände malen. Selbst wenn sich unter der neuen Bundesregierung die Rahmenbedingungen tatsächlich für Bauschaffende freundlicher gestalten sollten, braucht es unternehmerischen Mut bei der Planung von (bezahlbaren) Wohngebäuden. In drei Artikeln stellen wir in dieser Ausgabe Bauprojekte von Machern vor, die sich von der hierzulande zementierten Normen-Gläubigkeit verabschiedet haben (oder nie von ihr gedanklich eingeengt waren).

Beeindruckend das Interview mit Jörg Tondt, Vorstand der Hamburger Baugenossenschaft Fluwog Nordmark (Seite 10); allein durch die Beschränkung des Schallschutzes auf das gesetzliche Mindestmaß spart er 120.000 Euro Baukosten ein. Oder der Projektentwickler Klaus Wehrle, er stellt fest: „Wir hatten in mehr als 30 Jahren Planungsarbeit und Bautätigkeit noch nie Rechtsstreitigkeiten“ (Seite 13). Und schließlich Samir Sidgi, Chef der Stuttgarter Wohnungsbaugesellschaft; er bestellt gemeinsam mit der Stadt Heilbronn Dutzende „Stadtbau-Würfel“, die seriell gefertigt werden und die Baukosten um rund 30 Prozent sinken lassen (Seite 15).

Diese drei Berichte haben eine Botschaft: Die Gedanken sind frei – auch beim Planen und Bauen. Auf die neue Regierung zu setzen ist legitim, auf den eigenen Mut zu bauen ist besser.

Redaktion (allg.)

Pixabay/ Mohamed_hassan

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Artikel Unter der neuen Regierung braucht es mutige Unternehmer
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