Unabhängigkeit von Öl und Gas

Konzept Energiesprong lässt sich auf Tausende MFH übertragen

Im ostthüringischen Greiz startet die energetische serielle Sanierung mit vorgefertigten Bauteilen: Ein Mehrfamilienhaus der Wohnungsgenossenschaft Textil Greiz wird nach dem Energiesprong-Prinzip ertüchtigt.

Bild: v.l.n.r.: Alexander Schulze (Bürgermeister Greiz), Energieministerin Anja Siegesmund, Kati Stein (WG Textil Greiz), Frank Emrich (Verband Wohnungswirtschaft Thüringen vtw), Kristina Zimmermann (dena), Emanuel Heisenberg (ecoworks GmbH) Quelle: dena
Bild: v.l.n.r.: Alexander Schulze (Bürgermeister Greiz), Energieministerin Anja Siegesmund, Kati Stein (WG Textil Greiz), Frank Emrich (Verband Wohnungswirtschaft Thüringen vtw), Kristina Zimmermann (dena), Emanuel Heisenberg (ecoworks GmbH) Quelle: dena

Nach der Sanierung wird das Gebäude den sogenannten Plushausstandard erreichen. Das Musterkonzept ließe sichauf Tausende Mehrfamilienhäuser in Ostdeutschland übertragen.

Energieeffizienz ist ein Schlüssel für die Unabhängigkeit von Öl und Gas

Die Energieministerin von Thüringen, Anja Siegesmund, überreichte einen Förderbescheid über 2 Mio. Euro aus der Wärmeoffensive ihres Ressorts an die WG „Textil“ in Greiz. Damit kann das Wohnungsunternehmen jetzt loslegen.

Gemeinsam mit dem Berliner Start-up Ecoworks, dem Verband der Thüringer Wohnungswirtschaft (vwt) und der Deutschen Energie-Agentur (dena) entstand für das 1969 erbaute Wohnhaus in der Greizer Schmidtstraße 12/14 ein Musterkonzept, das sich auf Tausende Mehrfamilienhäuser in Ostdeutschland übertragen lässt. Dem Konzept liegt der Grundgedanke zugrunde, dass sich Klimaschutz, energieeffiziente Gebäude und bezahlbare Mieten nicht ausschließen müssen.

Dafür sorgen u. a. eine zentrale Luft-Wasserwärmepumpe für Heizung und Trinkwassererwärmung, Sandwichpaneele mit Dämmkern sowie eine PV-Anlage auf dem Dach (152 Module/61 Kilowatt Spitzenleistung). Dazu kommt ein 60-kWh-Stromspeicher. Der produzierte Strom wird als Mieterstrom verwendet. Für die Fassade kommen Fassadenmodule mit vormontierten Fenstern und Lüftungselementen zum Einsatz. Rund wird das Konzept durch den Einsatz nachhaltiger Baustoffe wie Konstruktionsvollholz, mineralische Dämmwollmatten und Holzfasern für die Dämmung.

Für Mieterinnen und Mieter soll mit der anstehenden Sanierung lediglich der energetische Standard ihrer Wohnung steigen, die Miete soll konstant bleiben. Der niedrigere Verbrauch und damit niedrigere Energiekosten kommen vollständig bei den Menschen an.

In Greiz entsteht eines von bundesweit mehreren Pilotvorhaben nach dem Energiesprong-Prinzip – es ist das einzige Projekt dieser Art in Ostdeutschland. Das neuartige Verfahren besticht durch weitgehende Digitalisierung der Planungsprozesse, die serielle industrielle Vorfertigung aller relevanten Bauteile sowie die extrem kurzen Bauzeiten von ca. 14 Wochen (ggü. 10 Monaten bei Standardsanierung). Neben der energetischen Sanierung investiert die WG Textil e.G. Greiz in einen komplexen Innenausbau und die Barrierefreiheit des Gebäudes. Das Gesamtprojekt umfasst ein Investitionsvolumen von 3,5 Mio. €.

Die Thüringer Wärmeenergie-Offensive

Mit der Wärmeoffensive unterstützt das Thüringer Energieministerium Pilotvorhaben der Wärmewende auf dem Weg zum klimaneutralen Gebäudebestand. Das umfasst neue technische Lösungen für das energieeffiziente Betreiben von Gebäuden, nimmt neue, nachhaltige Baustoffe wie Holz in den Blick und fördert das serielle Bauen.

Konkret wurde ein Forschungsvorhaben der Fachhochschule Erfurt finanziert. Die Lebenszykluskostenbetrachtung kommt zum Ergebnis, dass nachhaltige Bauweisen und ein hoher energetischer Standard im Vergleich zu konventioneller Bauweise wirtschaftlicher sind. Das Forschungsvorhaben ist unter anderem die Basis für die Planung eines neuen Wohnquartiers in Holzbauweise in Ilmenau. In einem weiteren Pilotvorhaben in Stadtroda wird derzeit mit einer Kombination aus baulichen und energietechnischen Maßnahmen pilothaft erprobt, wie ein typischer DDR-Plattenbau (sechs Geschosse, 144 Wohneinheiten) bilanziell klimaneutral saniert werden kann. Die gewonnenen Erkenntnisse können auf alle baugleichen Gebäude in Thüringen und darüber hinaus übertragen werden.

Das TMUEN investiert über drei Jahre rd. 5 Mio. Euro in Musterprojekte für einen höheren energetischen Standard im Gebäudebestand. Um bis 2045 einen klimaneutralen Gebäudebestand zu erreichen, sind erhebliche Anstrengungen und Investitionen notwendig.

Quelle: Thüringer Umweltministerium und Energiesprong Initiative

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Informationen zum Projekt der Wohnungsgenossenschaft eG Textil Greiz

  • Gebäudetyp: Mehrfamilienhaus
  • Anzahl der Vollgeschosse: 4
  • Anzahl der Wohneinheiten: 16
  • Wohnfläche: 950 m²
  • Baujahr: 1969
  • Energieversorgung vor Sanierung:
    • Hauptenergieträger Heizung: Gas
    • Versorgungssystem Heizung: dezentral
    • Warmwassererzeugung: dezentral gasbetrieben
  • voraussichtlicher Sanierungszeitraum: 2022/23
  • http://www.wg-textil-greiz.de/

Martina Eisinger

Redaktionelle Mitarbeiterin
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