Der Arbeitsplatz zu Hause, ein Platz im Grünen
Im März und April waren die Baumärkte voller als sonst. Und auch die Müllcontainer füllten sich mit Verpackungsmaterialien, es wurde ordentlich ausgemistet. Zahleiche Deutsche nutzten den Lockdown im Frühjahr, um sich der Wohnung, dem Dachboden oder dem Keller zuwidmen. Die LBS-Umfrage bestätigt: Insgesamt fast 60 Prozent der Befragten gaben an, ihr Zuhause umgestaltet zu haben: Gut jeder Vierte hat sich mit Garten oder Balkon beschäftigt, jeder fünfte einen Heimarbeitsplatz eingerichtet und ebenso viele haben ihre Inneneinrichtung verändert.
Homeoffice, Urlaub auf Balkonien, Kinderbetreuung
44 Prozent der Befragten haben wegen und während Corona im Homeoffice gearbeitet, darunter 28 Prozent über einen längeren Zeitraum oder immer noch (Stand August). Vor Corona lag der Anteil der regelmäßig im Homeoffice Arbeitenden an der befragten Altersgruppe nur bei 21 Prozent, insgesamt nutzten 35 Prozent die Möglichkeit zumindest hin und wieder. Sogar knapp 60 Prozent der Umfrageteilnehmer haben im Lockdown und danach mehr Freizeit zu Hause verbracht, fast die Hälfte hat dort Urlaub gemacht anstatt zu verreisen und ein knappes Drittel musste zu Hause ungeplant die Kinder betreuen.
Drei Viertel der Befragten gehen davon aus, dass die Corona-Pandemie in Deutschland noch für mindestens ein Jahr ein wichtiges Thema sein wird. Ein Gros der befragten Menscchen strebt deshalb weitere Veränderungen im Wohnumfeld an. So möchten sich 17 Prozent der Befragten einen Homeoffice-Platz einrichten.
Inneneinrichtung und Internet
16 Prozent denken über ihre Inneneinrichtung nach und jeweils 13 Prozent über Malerarbeiten oder neue Tapeten, den Garten beziehungsweise Balkon - und wünschen sich, last but not least, eine bessere Internetverbindung. Immerhin acht Prozent haben vom aktuellen Zuhause die Nase so voll, dass sie am liebsten umziehen würden.
Was bei einem etwaigen Umzug im Vordergrund steht
Die Befragung bestätigt, dass sich die Wohnpräferenzen infolge der Corona-Erfahrungen künftig verschieben könnten. Immerhin 34 Prozent aller Befragten gaben an, bei einem anstehenden Umzug stärker auf Balkon oder Garten achten zu wollen, 30 Prozent würden lieber günstiger wohnen, 23 Prozent hätten gerne mehr Zimmer jeweils 17 Prozent mehr Möglichkeiten zur Selbstversorgung sowie eine bessere Internetverbindung und bei jeweils 15 Prozent stehen eine bessere Nachbarschaft und weiter außerhalb wohnen auf der Wunschliste.
Viele Wünsche laufen also darauf hinaus, dass es die Bundesbürger tatsächlich verstärkt ins Umland verschlagen könnte, denn dort lassen sich die meisten Ansprüche - einschließlich der geringeren Wohnkosten - eher erfüllen als mitten in der Stadt. Eine bevorstehende Renaissance des abgeschiedenen Dorflebens lässt sich aus den Befragungsergebnissen allerdings nicht herauslesen, so die Experten von LBS Research.
Mietwohnung oder Eigentum
Die Befragung förderte Unterscheide zwischen Mietern und Eigentümern zutage: 40 Prozent der Mieter finde ihre Wohnsituation nach den Corona-Erfahrungen nicht mehr optimal, aber nur 23 Prozent der Bewohner eines eigenen Hauses oder einer eigenen Wohnung (Grafik: "Corona-Erfahrungen: Zu Hause ist wichtiger geworden").
Sogar nur jeder fünfzigste Eigentümer gab zu Protokoll, dass er am liebsten umziehen würde, aber immerhin jeder zehnte Mieter. Für letztere sollte in einem neuen Zuhause besser sein: ein Garten oder Balkon, geringere Wohnkosten, mehr Zimmer (Grafik: "Corona: Wohnwünsche von Mietern und Eigentümern").
Frischzellenkur für das Zuhause
30 Prozent der eigentlich renovierungsfreudigen Mieter verzichten aufgrund ihrer unsicheren finanziellen Situation auf die Frischzellenkur für das Zuhause. Bei den Eigentümern ist Geldmangel mit 20 Prozent erst das drittwichtigste Hindernis, gewünschte Veränderungen anzugehen.
Ein Umzug kommt für 62 Prozent aller Befragten aktuell nicht infrage, weil die Immobilienpreise zu hoch sind. Allerdings tangiert dies "nur" 52 Prozent der Eigentümer, aber 68 Prozent der Mieter. Diese Diskrepanz erklärt sich möglicherweise daraus, dass Eigentümer wenigstens ihre ebenfalls im Wert gestiegene vorhandene Immobilie als Eigenkapital mitbringen, während Mieter den gestiegenen Mieten und Kaufpreisen oft ohne ein entsprechend mitgewachsenes Vermögen gegenüberstehen.
Zur Befragung
Im August dieses Jahres wurden gut 1.000 20- bis 45-Jährige im Auftrag der LBS West und LBS Research durch das Befragungsunternehmen Feedbaxx zu den Auswirkungen von Corona auf ihr Wohnumfeld und ihre Wohnwünsche befragt. Rund 27 Prozent der Befragten wohnen in einer eigenen Immobilie, 60 Prozent der Befragten sind Mieter. Die übrigen 13 Prozent der Befragten leben noch bei ihren Eltern, sie wurden für die hier wiedergegebenen Ergebnisse nicht berücksichtigt. Von den Mietern sind 64 Prozent kinderlos, von den Eigentümern nur 44 Prozent. Zudem sind lediglich 13 Prozent der Eigentümer Singles, aber 37 Prozent der Mieter.
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