Zwei Katastrophen, die Naturkatastrophe der Corona-Pandemie und der archaische Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, haben zu Lieferengpässen und Inflation bei Baumaterial und Brennstoffen geführt. Bauindustrie und Immobilienbranche sind mit einer Mangelwirtschaft konfrontiert. Letztes Jahr noch erfreuliche Rekorde bei den Baufertigstellungen, jetzt Sorge vor Kurzarbeit auf den Baustellen. Rund 60 Prozent der ehemals gemeinnützigen Wohnungsunternehmen und Genossenschaften kündigen an, dass sie Bauprojekte auf Eis legen oder ganz aufgeben müssten, falls der Preisanstieg nicht gestoppt werde (Artikel Seite 8).
Gut, das ist noch im Konjunktiv gesprochen. Aber es ist nicht zu erkennen, dass Preisanstieg und Materialmangel in den nächsten Monaten beseitigt werden. Das ist eine Aufgabe für die Weltgemeinschaft, denn zwei totalitäre Regierungen halten die Weltwirtschaft im Würgegriff. China hat mit einem Corona-Lockdown den größten Hafen des Landes in Shanghai geschlossen. Russland wird seinen Eroberungskrieg nicht plötzlich als Fehler erkennen und den Rückzug antreten.
Und die deutsche Regierung? Sie kann unmöglich den momentanen Preisauftrieb durch noch mehr Fördergelder stoppen, geschweige denn umkehren. Je länger sich die Inflation auf der aktuellen Steigerungskurve bewegt, desto wahrscheinlicher werden weitere Zinssteigerungen. Unter diesen Zwängen rückt das politische Ziel von 400.000 Neubauwohnungen pro Jahr
in weite Ferne. Das kann und das wird die Regierung niemandem als „Versagen“ anlasten angesichts des Epochenbruchs,
den der russische Eroberungskrieg darstellt.
Wohnraumversorgung als öffentliche Aufgabe liegt der Wohnungswirtschaft in den Genen. Schmerzlich also, wenn man hier wenig tun kann. Im Gegensatz zum produzierenden Gewerbe führt der Stopp von Investitionen kurzfristig nicht zur wirtschaftlichen Gefährdung der Unternehmen. Die Immobilienbestände erleben keinen Wertverlust. Wir könnten so etwas wie den zeitweiligen Rückzug in die Bestände erleben.